Uranmunition ist panzerbrechende Munition, deren Projektile abgereichertes Uran enthalten. Neben dem militärisch erwünschten zerstörenden Effekt entfaltet Uran sowohl wegen seiner Radioaktivität als auch wegen seiner chemischen Giftigkeit eine schädliche Wirkung auf den menschlichen Organismus. Dabei ist die toxische Wirkung auf die Nieren entscheidend. Es gibt kein internationales Abkommen, das den Einsatz von abgereichertem Uran explizit verbietet.

Das Hamburger Abendblatt berichtet am 17.1.2001, die als möglicherweise gesundheitsschädlich in die Kritik geratene Uran-Munition soll auch hochgiftiges, Krebs erregendes Plutonium enthalten. Das gehe aus einer Untersuchung des US-Verteidigungsministeriums vom Dezember 2000 hervor. Die NATO kündigte in Brüssel eine große Studie zu der Frage an, ob Leukämie-Erkrankungen bei Soldaten auf den Einsatz von Uranmunition auf dem Balkan zurückzuführen sind.

Das unter anderem im Kosovo-Krieg verschossene Uran könnte ein Abfallprodukt aus US-Atomwaffenfabriken sein. Nach Angaben des US-Energieministerium werde das verwendete Uran dabei zwangsläufig mit Plutonium verunreinigt. Daher habe das US-Ministerium bereits im Januar 2000 darauf hingewiesen, “dass das abgereicherte Uran Spuren von Plutonium enthält”. Plutonium ist bereits in geringsten Mengen stark Krebs erregend. Nach Einschätzung des Vizechefs der Strahlenschutzkommission der Bundesregierung, Wolfgang Köhnlein, könnten die unter NATO-Soldaten vermehrt aufgetretenen Leukämie-Fälle durch das Plutonium verursacht worden sein.
Der ehemalige    Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU)    habe trotz konkreter Hinweise auf den Einsatz der Uran-Munition in Bosnien keine Schutzmaßnahmen für die deutschen Soldaten erlassen, hieß es aus dem Ministerium. Dies sei erst im Juni 1999 auf Scharpings Anweisung kurz nach dem Einsatz der Bundeswehrsoldaten im Kosovo geschehen. Im Ministerium sei eine geringe Gefährdung durch Uran-Munition nicht ausgeschlossen worden. Rühe sei Ende 1997 informiert worden, dass die US-Streitkräfte 1994 und 1995 Munition mit abgereichertem Uran in Bosnien verschossen haben, hieß es weiter. Eine Empfehlung zu vorsorglichen Maßnahmen sei nicht ausgesprochen worden. Rühe habe einer möglichen Gefährdung keine Aufmerksamkeit geschenkt. Immerhin habe das Ministerium erst Jahre später von dem Abschuss der Munition erfahren. 1995 beantwortete das Ministerium eine Anfrage nach Verwendung von Uran-Munition in der Bundeswehr mit Nein und verwies darauf, dass auch Übungsschüsse in Deutschland verboten seien. Unter Berufung auf einen früheren Soldaten berichtete der NDR dagegen, die Bundeswehr habe 1980 – also zu Zeiten der sozial-liberalen Koalition – Uranmunition getestet. Er selbst habe auf dem Truppenübungsplatz Sennelager bei Paderborn etwa zehn Patronen mit abgereichertem Uran verschossen. Vor Gefahren sei er nicht gewarnt worden.   

Auch in der Schweiz sind Hinweise über Plutonium-Spuren an der Uran-Munition aufgetaucht. Nach Angaben der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), des schweizer Wissenschaftlers Max Weber wurde in
Urangeschossen aus dem Kosovo jetzt auch das Isotop Uran 236 gefunden., ine Substanz, die aus den Brennstäben von Kernkraftwerken stammen könnte. Bei der Aufbereitung der Brennstäbe blieben “praktisch immer” Reste von Plutonium zurück. Auch UNO-Umweltdirektor Klaus Töpfer teilte gestern mit, die von der NATO eingesetzte Munition enthalte aufgearbeites Uran 236. Dies habe ein erstes Laborergebnis ergeben.

Was bedeutet diese Fund?
Bislang gingen wir davon aus, daß Geschosse mit abgereichertem Uran aus den beiden natürlich vorkommenden Isotopen Uran 238 und – in geringer Menge Uran – 235 bestehen. Das aus natürlich vorkommenden Urangemisch hergestellte angereicherte Uran wird für atomare Brennelemente gebraucht. Das dabei entstehende abgereicherte Uran, aus dem das Isotop Uran 235 weitgehend herauszentrifugiert worden ist, ist der Atommüll der Brennelementeproduktion, der an die Waffenindustrie abgegeben wurde. Nun werden wir eines schlimmeren belehrt:
Der Fund von Uran 236, das nicht natürlich vorkommt, ist ein Beweis dafür, daß es sich bei dem Ausgangsprodukt nicht um natürlich vorkommendes Urangemisch gehandelt haben kann. Denn Uran 236 entsteht erst nach der Verwendung eines atomaren Brennelementes in einem Atomkraftwerk. Folglich handelt es sich bei dem Ausgangsprodukt um abgebrannte Brennelemente, wie sie in einer atomaren Wiederaufarbeitungsanlage (La Hague oder Windscale/Sellafield) erneut
verwertet werden. Man hat also aus abgebrannten Brennelemente erneut Brennelemente mit angereichertem Uran hergestellt. Hier bleibt als Atommüll ein abgereichertes Uran übrig, das eben auch das nicht natürlich vorkommende Isotop Uran 236 enthält.
Es gibt folglich zweierlei Sorten von abgereichertem Uran, zum einen, das aus der primären Brennelementeproduktion, zum anderen, das aus Wiederaufarbeitungsanlagen. Wenn bei letzterem das Ausgangsprodukt aus abgebrannten Brennelementen besteht, so müssen diese folglich auch Plutonium enthalten, was ebenfalls im Atomreaktor entsteht. Dieses Plutonium ist folglich auch in
dem abgereicherten Uran enthalten, denn es wurde ja niemals daraus entfernt! Wenn es Urangeschosse aus solchem abgereichertem Uran gibt, wie jetzt vom schweizer AC-Institut nachgewiesen, so enthalten diese geringe Mengen von Plutonium. Diese sind bisher nicht gefunden worden, denn das hätte vorausgesetzt, daß man danach gezielt sucht. Plutonium ist pro Mengeneinheit mindestens eine Million mal schädlicher, als die selbe Menge Uran!
Das heißt: selbst wenn die Verunreinigung des Urangeschosses mit Plutonium nur ein Millionstel der Masse ausmacht, so ist die radioaktive und toxische biologisch schädliche Wirkung verdoppelt, bei einem Zehntausendstel verhundertfacht u.s.w.
Wundert sich jetzt noch jemand darüber, weshalb die Leukämiefälle bei auf dem Balkan eingesetzten Soldaten (und Zivilisten) schon nach so kurzer Zeit offensichtlich werden?
Da der Staub aus den Urangeschossen durch Wind und Wetter im Laufe der Zeit nicht nur über den gesamten Balkan, sondern über ganz Europa und die ganze Welt mehr oder weniger gleichmäßig verteilt werden wird, werden künftige Leukämiefälle statistisch verteilt überall auf der Welt vorkommen. Die NATO kann dann nach genügend langer Schamfrist behaupten, daß es ja auch anderswo vermehrt Leukämie gibt und nicht nur auf dem Balkan oder im Irak. Sie braucht dabei noch nicht einmal zu lügen.

Ulf Andenęs, Aftenposten(Norwegen) vom 31.01.01 schrieb in seiner Rezension “Uranium Appauvri: La Guerre invisible” ( “Abgereichertes Uran: Der unsichtbare Krieg”. verlegt von Robert Laffont)

Die Uranwaffe ist noch gefährlicher als bisher eingeräumt wurde.

Das Buch enthält neue Tatsachen:

1. Unabhängige Forschung des kroatisch-amerikanischen Arztes Asaf Durakovic hat nachgewiesen, daß sich das gefährliche Uran 236 im Urin oder im Körper von 42 amerikanischen Golfkriegs-Veteranen nachweisen läßt. Uran 236 ist ein Stoff, der nicht natürlich vorkommt und sich nicht im harmlosen DU befinden sollte.

2. Ein offizieller amerikanischer Armee-Bericht von 1995 erkannte die Möglichkeit, daß das vom Militär verwendete DU Spuren von Uran 236 enthält. Das rührt daher, daß einiges von dem DU, das in amerikanischen Waffen verwendet wird, aus gebrauchten Kernbrennstoffen stammt und nicht von neugewonnenen Uran.

3. Das AKW bei Paducah in Kentucky wurde wegen “Verschwendung, Schwindel, Missbrauch und Schlamperei” von USAs föderaler Überwachungsbehörde, General Accounting Office, bereits 1992 angeklagt. Die Überwachungsbehörde beschuldigte das AKW, die Trennung von Uran-Rückständen vom Atomabfall ohne Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt zu haben und dabei die eigenen Angestellten in Gefahr gebracht zu haben. Das AKW Paducah ist eine von drei Anlagen, die das DU für den Gebrauch in USA-und NATO-Waffen herstellen. Dieselben Anlagen werden vom Pentagon-Sprecher Bacon als eine Quelle der Verunreinigung von einigen Waffen mit DU genannt.

Roger Trilling, einer der drei Verfasser des Buches, sagt, daß die “meist wohlwollende” Erklärung dafür ist, daß reine und verunreinigte Lieferungen von Du bis zurück in die 1980er Jahren in Militär-Lagern vermischt worden sind. Ein Beschluß sollte dazu führen, daß in den Lagern aufgeräumt wird, in den Glauben oder Hoffnung, daß nur geringe Mengen von stark radioaktiven Stoffen vermischt worden sind.

wie die Gesundheitsgefährdung durch Uranmunition kleingeredet wird

Teil 1 – Die Welt

Die Zitate stammen alle aus der Internetversion der Zeitung “Die Welt”. Keineswegs soll dadurch der Eindruck vermittelt werden, daß “Die Welt” eine außergewöhnlich unredliche Zeitung sei, die zur Verharmlosung, Täuschung und Vertuschung des Themas Gesundheitsgefährdung durch Uranmunition beiträgt. In anderen Zeitungen findet man das auch, insbesondere jedoch aus dem Munde von Politikern, die es eigentlich besser wissen müßten. “Die Welt” muß sich aber dem Vorwurf aussetzen, daß sie die halben Wahrheiten und ganze Lügen unkommentiert und unkritisch weiterverbreitet. Die Zeitung steht nur stellvertretend für diese Art der Berichterstattung.

Beginnen wir mit der Aussage:

“Im Kriegseinsatz können Soldaten durchaus auch mit anderen toxischen Substanzen in Berührung kommen – zum Beispiel mit Lösungsmitteln wie Benzol.”

Diese Aussage ist sicherlich wahr. Aber sie wurde hier benutzt in der Absicht, die Gesundheitsgefährdung durch Uranmunition kleinzureden. Der Leser soll denken: wenn es auch andere toxische Substanzen gibt, kommt es da auf eine mehr oder weniger an. Benzol ist den meisten Menschen bekannt. Obwohl eindeutig krebserregend, wurde es seit langer Zeit dem Superbenzin beigemischt, um die Oktanzahl zu erhöhen. Die Ölkonzerne und die Autofahrer nehmen das Krebsrisiko leichtfertig in Kauf. Das ist der Preis, den viele Menschen für ihre Mobilität zu zahlen bereit sind. Die “Benzoltoten” wären vermeidbar, das würde jedoch Verzicht bedeuten, den viele als Einbuße der Lebensqualität erleben würden. Hingegen ist Uranmunition ein Stoff, mit denen Menschen normalerweise nicht in Kontakt kommen. Die “Urantoten” wären ohne Einbuße der Lebensqualität vermeidbar. Richtig ist die Aussage in folgendem Zusammenhang, der aber in der “Welt” nicht genannt wurde:

Im Kriegseinsatz kommen Soldaten mit toxischen und tödlichen Substanzen in Berührung, an denen sie massenhaft sterben. Auch die Zivilbevölkerung stirbt daran: Benzol, Uranmunition, chemische Vernichtungsmittel wie das von den Amerikanern im Vietnamkrieg eingesetzte dioxinhaltige “Agent Orange”, Bleiprojektile aus Maschinengewehren, Landminen, Atombomben über Hiroshima und Nagasaki. Weil das bekannt ist, gehören die Mittel der Kriegführung – hier bei uns ist das die Bundeswehr – geächtet und abgeschafft, Soldaten als Mörder geächtet und ins Zivilleben resozialisiert, die Politiker aller kriegführenden Staaten – nicht nur die der Serben sondern vor allem auch die der NATO – als Kriegsverbrecher verurteilt. Der Einsatz von Uranmunition ist ein Kriegsverbrechen, daß aufgrund der langfristigen Verseuchung als außergewöhnlich schweres Kriegsverbrechen verurteilt werden muß.

“Die Welt” schreibt:

“Statt mit Spekulationen und Gerüchten wird die Truppe mit Fakten konfrontiert – zum Beispiel durch ein Papier des Führungsstabs, das am 5. Januar herausging und das jeder Soldat im Internet nachlesen kann. Darin wird eine Gefährdung deutscher Soldaten durch Rückstände eingesetzter Uranmunition “ausgeschlossen”. Untersuchungen im Kosovo hätten ergeben, dass eine “großflächige Verstrahlung oder Kontamination . . . mit abgereichertem Uran” nicht vorliege. Im Einsatzgebiet der deutschen Soldaten hätte das abgereicherte Uran (DU, depleted Uranium) “nur einen verschwindend geringen Beitrag zur stets vorhandenen externen Strahlenbelastung” dargestellt. Zum Vergleich: Ein Kilogramm DU führe in einer Distanz von einem Meter in einem Jahr zu einer Dosis, die nur ein Drittel dessen beträgt, was ein normaler Bürger aus natürlichen Strahlenquellen pro Jahr aufnimmt.”

1.

Die eindeutige Lüge, daß eine Gefährdung deutscher Soldaten durch Rückstände eingesetzter Uranmunition “ausgeschlossen” sei, wird als Fakt benannt. Selbst wenn die Gesundheitsgefährdung auf dem selben Niveau liegen würde, wie beim obengenannten Benzol, kann die Gesundheitsgefährdung nicht “ausgeschlossen” werden. Zahlreiche Substanzen, mit denen wir täglich in Berührung kommen, gefährden unsere Gesundheit. Auf Zigarettenschachteln steht es sogar ausdrücklich drauf. Nur Uranmunition ist laut “Welt” völlig ungefährlich.

2.

Eine “großflächige Verstrahlung oder Kontamination . . . mit abgereichertem Uran” habe es nicht gegeben. Das ist Ansichtssache, kann also wahr sein. Aber was gab es dann? eine “kleinflächige” Verstrahlung oder Kontamination. Was ist mit den Menschen, die gerade in dem nicht “großflächigen” Gebiet ihr Häuschen und ihr Gemüsegarten haben? Was ist mit den Soldaten, die auf einem halben Hektar, einem wirklich nicht “großflächigem” Kasernengelände übernachten müssen? Der gesamte Kosovo ist nun wirklich kein “großflächiges” Land, wenn man es mit den NATO-Ländern Kanada, USA oder auch Deutschland vergleicht. Eine grobe Karte der uranverseuchten Gebiete ist in der Urangeschosse-Broschüre (herunterzuladen von http://www.uranmunition.de) enthalten.

3.

Ob Uranmunition “nur einen “nur einen verschwindend geringen Beitrag zur stets vorhandenen externen Strahlenbelastung” leistet ist wiederum Ansichtssache. Derjenige, der sich jeden Abend auf zweieinhalb Promille zusäuft, würde auch behaupten, er habe heute nur eine verschwindend geringe Menge Alkohol getrunken, wenn er mit 0,8 Promille am Steuer seines Autos erwischt wird. Alles ist relativ. Ich unterstelle es einmal als wahr, daß ein Kilogramm DU in einer Distanz von einem Meter in einem Jahr zu einer Dosis führt, die ein Drittel dessen beträgt, was ein normaler Bürger aus natürlichen Strahlenquellen pro Jahr aufnimmt.

Jedoch stecken in der Aussage der “Welt” gleich mehrere Probleme:

3a.

Für Strahlenbelastung gibt es unterschiedliche biologische Wirksamkeiten: Uran ist ein Alpha-Strahler, der bei gleicher Dosis eine zwanzigmal höhere biologisch schädliche Wirkung hat, als die gleiche Dosis Hintergrundstrahlung, denen der Normalbürger ausgesetzt ist.

3b.

Für Strahlenbelastung gilt das sogenannte Abstandsquadratgesetz. Das bedeutet, wenn die Strahlenquelle 1 mm vom Wirkort entfernt ist, ist die biologisch schädliche Wirkung eine Million mal höher als bei einem Abstand von einem Meter. Nun habe ich meinen Beispielabstand von 1 mm nicht zufällig gewählt: Uranoxidstaub hat nämlich die unangenehme Eigenschaft, daß er eingeatmet und in den Knochen des Menschen abgelagert wird. Die von ihm ausgesendeten Alpha-Teilchen haben ohnehin nur eine Reichweite von durchschnittlich 1 mm im Körper. Da ist es eher bemerkenswert, daß man in einem Meter Abstand überhaupt “ein Drittel” mehr messen konnte.

3c.

Der Zeitraum von einem Jahr ist wirklich willkürlich gewählt. Er soll suggerieren, daß ein Soldat, der sich nur ein Vierteljahr im Kosovo aufhält, folglich nur ein Zwölftel der Hintergrundstrahlung als Mehrbelastung abbekommt. Nun habe ich bereits festgestellt, daß Uranoxidstaub in den Knochen des Menschen abgelagert wird. Er wird dort nicht ausgeschieden und verbleibt dort bis zum Tode. Die Zeit der Exposition ist also nicht identisch mit der Zeit, die man sich im Kosovo aufhält, sondern mit der gesamten noch verbleibenden Lebensdauer!

3d.

Die Hintergrundstrahlung ist leider nicht mehr gleichzusetzen mit dem, “was ein normaler Bürger aus natürlichen Strahlenquellen pro Jahr aufnimmt”. Hinzu kommt alles das an von Menschen verursachten Strahlenquellen, was nicht mehr genau einer einzelnen Strahlenquelle zuzuordnen ist: Zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki haben ihren Fallout nach 55 Jahren gleichmäßig über die gesamte Erde verteilt. Japan ist kaum noch mehr belastet als Deutschland. Das gleiche gilt für den Fallout der zahlreichen überirdischen Atomwaffentests der

Amerikaner in der Wüste Nevada in den 50er und 60er Jahren. Selbst “Tschernobyl” gehört nach 15 Jahren überwiegend zur Hintergrundstrahlung. Die Hintergrundstrahlung macht es so schwierig, z.B. bestimmte Leukämieerkrankungen in der Elbmarsch den Atomkraftwerkbetreibern in Krümmel eindeutig kausal zuzuordnen. (Ein Gefälligkeitsgutachten für die Krümmelbetreiber hatte den Fallout auf Geesthachter Dachböden den Atomwaffentests in Nevada zugeordnet, mit der gleichen Logik könnte das Pentagon nun behaupten, John Wayne hätte seinen durch Strahlung verursachten Krebs durch den Fallout eines deutschen Atomkraftwerk bekommen.) Hintergrundstrahlung ist zu mindestens einem Drittel nicht mehr “natürlich”. Das kann man erkennen, wenn man die Zahlenwerte für natürliche Strahlung aus Veröffentlichungen der frühen 50er Jahre mit denen für heutige Hintergrundstrahlung vergleicht. Auch die “natürlichen Strahlenquellen” waren niemals unschädlich. Es hat schon immer Krebserkrankungen gegeben. Wenn die Hintergrundstrahlung steigt, steigt auch die Anzahl der Krebserkrankungen. Es ist bekannt, daß die Häufigkeit der Krebserkrankungen in den letzten 50 Jahren deutlich gestiegen ist. Einige Autoren nehmen an, daß die Häufigkeit der stahlenbedingten Krebserkrankungen proportional zur Höhe der Hintergrundstrahlung steigt, es finden sich auch Hinweise für einen stark überproportionalen Anstieg, 1 Auch wenn die kausale Zuordnung der Strahlenbelastung eines einzelnen Menschen zu den einzelnen Strahlenquellen nicht möglich ist, müssen wir schlußfolgern: Jeder, der durch 0,000x% an freigesetzter Radioaktivität die Hintergrundstrahlung um 0,000x% erhöht, ist damit auch für den Anstieg der strahlungsbedingten Krebserkrankungen um etwa 0,000x% verantwortlich. Die 0,000x% eines einzelnen Atomkraftwerkes in Krümmel sind vielleicht nicht meßbar, ein Anstieg strahlungsbedingter Krebserkrankungen um 0,000x% betreffen mehrere Menschen, das können die Leukämiekranken in der Elbmarsch sein, aber auch solche, die ganz woanders wohnen. Wenn wir es also als wahr unterstellen, daß die Strahlenbelastung durch Uranmunition wirklich “nur” ein Drittel der Hintergrundstrahlung beträgt, so gehen die zu erwartende Todesopfer im Kosovo und anderswo in die Tausende.

“Die Welt” schreibt:

“Zudem war es den deutschen Soldaten verboten, sich im Kosovo in der Nähe zerstörter Fahrzeuge aufzuhalten oder Munition, die hätte vergiftet sein können, zu berühren. Wer sich trotzdem in der Nähe dieser Gefahrenquellen aufhalten musste – zum Beispiel, um einem Menschen das Leben zu retten -, musste Staub- beziehungsweise Schutzmasken tragen. Sie verhindern “zuverlässig” die Aufnahme von uranhaltigen Stäuben. Bei keinem der bisher untersuchten deutschen Soldaten sei “eine Inkorporation von abgereichertem Uran” festgestellt worden.”

Die Logik der “Welt” besteht aus mehreren Schritten

1.

Uranmunition ist überhaupt nicht besonders gefährlich.

2.

Für alle Fälle gab es ein Aufenthaltsverbot und ein Verbot, die Munition zu berühren. Soll also heißen: wenn ein Soldat sich vergiftet hat, hat er das Verbot nicht beachtet und ist selber schuld. Hier wird der Eindruck erweckt, es handelt sich um sichtbare Fahrzeug- und Munitionsteile, deren Berührung man mit der nötigen Achtsamkeit vermeiden kann. Ein Verbot der Berührung mit unsichtbaren Uranoxidstaub, Partikelgröße 0,0025 mm, wäre ja wohl kaum durchführbar.

3.

Offensichtlich weiß der Autor doch etwas vom Staub: Wer sich trotzdem in der Nähe einer Gefahrenquelle aufhalten mußte, mußte Masken tragen. Soll also heißen: wenn ein Soldat sich vergiftet hat, hat er wohl keine Maske getragen und ist selber schuld. Hier wird der Eindruck erweckt, daß der Staub sich an besonderen “Gefahrenquellen” aufhält. Er wird jedoch zunehmend gleichmäßig über dem gesamten Kosovo und später über die gesamte Erde verteilt.

4.

Wenn bei keinem der bisher untersuchten deutschen Soldaten “eine Inkorporation von abgereichertem Uran” festgestellt worden sei, frage man nach der Auswahl der Soldaten und nach der Untersuchungsmethode. Aufgrund der “selber schuld”-Unterstellung werden die, die es am nötigsten hätten, sich wohl kaum zur Untersuchung melden. Die Untersuchungsmethode, die an anderen Stellen veröffentlicht wurde, ist die Untersuchung des Urins auf Uran. Daß man dort zu allerletzt was finden kann, ergibt sich daher, daß Uran in Flüssigkeiten nur schwer löslich ist und sich einlagert: in den Knochen, (ergibt durch die Nähe zum Knochenmark Leukämie und Zerstörung des Immunsystem) und wenn es zur Niere kommt, gelangt es in den Nierenzellen und nicht in den Urin. Da ich mir nicht vorstellen kann, daß Laborpersonal nicht weiß, daß man eine kaum lösliche Substanz in einer Flüssigkeit (Urin ist flüssig) nur zu allerletzt findet, fehlen mir die Worte für die Dreistigkeit des Vertuschungsmanövers.

“Die Welt” schreibt:

(“Das amerikanische Verteidigungsministerium hat in seinen Untersuchungen keinen Hinweis darauf gefunden, daß angereichertes Uran (DU = depleted Uranium) ursächlich für Leukämie ist.”

Druckfehler: soll statt angereichertes wohl abgereichertes Uran heißen) Worauf hat die amerikanische Regierung untersucht? Wenn man überhaupt nicht auf Leukämie untersucht, sondern auf Knochenkrebs, dann wird man auch nur Knochenkrebs finden und nicht Leukämie. So bereits 1998 veröffentlicht unter der Adresse http://ehpnet1.niehs.nih.gov/docs/1998/106p465-471miller/abstract.html Ich kenne keine Untersuchung der amerikanischen Regierung auf den Zusammenhang von Uran und Leukämie mit negativem Ergebnis.

“Die Welt” schreibt:

“Briten benutzten seit Jahren Uran-Geschosse bei Übungen Munition soll die Gesundheit der Soldaten nicht gefährdet haben London – Britische Truppen haben nach Angaben der Regierung in den vergangenen zehn Jahren Uran-Geschosse bei Schießübungen im Norden das Landes benutzt. Eine Sprecherin des britischen Verteidigungsministeriums sagte am Sonntag in London, die verwandten Granaten hätten aber keine Gefährdung für die Gesundheit der Soldaten dargestellt. Umwelt- und Militärexperten hätten die Munitionstests überwacht. Abgereichertes Uran, wie es die NATO im Bosnien- und im Kosovo-Krieg eingesetzt hatte, steht im Verdacht, Erkrankungen wie Blutkrebs auszulösen, die unter dem Sammelbegriff “Balkan-Syndrom” zusammengefasst werden. Die Ministeriumssprecherin sagte, die Schießübungen in der Meeresbucht Solway Firth zwischen Südwest-Schottland und Nordost-England hätten weder eine besonderes Risiko für Meerestiere und -pflanzen, noch für die Bevölkerung oder die eingesetzten Truppen dargestellt. Nach Berichten der Zeitung “Sunday Telegraph” wurden 1421 Granaten mit abgereichertem Uran seit 1995 in der Bucht abgefeuert. Ein Sprecher des Nationalen Verbandes der Golfkriegs-Veteranen sagte dem Blatt, die Angelegenheit der Munition beträfe nicht nur die Soldaten, sondern auch die Öffentlichkeit. Die Schießübungen fänden nahezu vor den Haustüren der Menschen statt.”

Man könnte zynisch feststellen: Durch das Design dieses “Menschenversuches” ist es geradezu von vornherein ausgeschlossen, daß es hier zu einem statistisch meßbaren Ergebnis kommen wird. Die Soldaten können sich nämlich bei der Handhabung der intakten Uranmunition vor der Gesundheitsgefährdung durch die Alpha-Strahlung des Urans schützen. Bei einer “Reichweite” der Alpha-Strahlung von ca. 1 mm reicht ein handelsüblicher Handschuh. Und küssen wird Soldat das Projektil wohl kaum. Geschossen wird in eine Meeresbucht. Erst bei dem Aufprall zerfallen die Urangeschosse zu Uranoxidstaub. Im Solway Firth kann man Gezeitenströme annehmen, die für eine rasche und gleichmäßige Verteilung der Staubes sorgen. Meerestiere schwimmen davon, Meerespflanzen werden von Menschen im Allgemeinen nicht gegessen. Die Inkorporation dieses Urans wird bei der schottischen Bevölkerung kaum höher sein als bei der dänischen. Auch die radioaktive Verunreinigung durch die Atomanlage in Windscale/Sellafield verteilte sich so rasch in der gesamten See, daß die britische Regierung immer behauptet, daß das Wasser dort nicht signifikant mehr verschmutzt ist. Also wird die Anzahl der Krebserkrankungen unter den Beteiligten britischen Soldaten statistisch keinesfalls höher sein als bei der übrigen nordeuropäischen Bevölkerung.

“Die Welt” schreibt:

“Auch der Bundeswehrverband hat sich für ein Verbot von Uranmunition ausgesprochen. Im ZDF-Morgenmagazin” betonte der Verbandsvorsitzende, Oberst Bernhard Gertz, dass es Alternativen gebe, die als panzerbrechende Geschosse eingesetzt werden könnten. “Da die Vereinigten Staaten die einzige Nation gewesen sind, die diese Munition im Kosovo-Luftkrieg verwendet hat, sollte es möglich sein, gemeinsam so viel Druck auf die USA auszuüben, dass sie diese Munition nicht mehr verwendet.”

Offensichtlich glaubt der Bundeswehrverband nicht den Beschwichtigungen der “Welt”. Oberst Gertz ist Fachmann und weiß es besser. Er handelt hier nach dem Motto: es sind nur die anderen Schuld. Die Amerikaner waren es gewesen. Nun war die “Arbeitsteilung” zwischen amerikanischer und Bundesluftwaffe wohl tatsächlich so, daß die Tornados “nur” “aufgeklärt”, also die Ziele bestimmt haben, die dann von den nachfolgenden Amerikanern beschossen wurden. Für die Amerikaner war das nur logisch, sie schickten die Deutschen voraus, um so die Gefährdung für die eigenen Piloten zu mindern. Für die beteiligten Deutschen mindert das nicht die Schuld. Im Strafgesetzbuch nennt man so etwas Beihilfe. Da sagt § 27 (2) StGB: “Die Strafe für den Gehilfen richtet sich nach der Strafandrohung für den Tätern”

“Die Welt” schreibt:

“US-Armee gesteht Unfälle mit Uran-Munition ein Sprecher: In der Oberpfalz keine Radioaktivität freigesetzt – Nato-Rat uneins über Moratorium – Albright warnt vor “Hysterie”

Berlin/Brüssel – Auf dem US-Truppenübungsplatz im oberpfälzischen Grafenwöhr ist es in der Vergangenheit zu Unfällen mit der umstrittenen Uran-Munition gekommen. Im Jahr 1987 sei einmal irrtümlich so genannte DU-Munition verschossen worden, sagte Michael Baldermann, Sprecher des Heidelberger Hauptquartiers der US-Armee. Nach dem Unfall sei das Geschoss samt dem umliegenden Erdreich sofort entfernt worden. Ein Jahr später sei beim Brand eines Panzer keine Radioaktivität freigesetzt worden, beteuerte Baldermann: “Die Ummantelung der Munition wurde bei dem Feuer nicht beschädigt.” Bislang hatte die US-Armee bestritten, dass bei Übungen die Uranwaffen verwendet worden seien. Nach Angaben Baldermanns wird normalerweise die Uranmunition nicht bei Übungen von Bodentruppen eingesetzt. Sie werde allerdings in der Bundesrepublik für den Ernstfall bereit gehalten. Zugleich wies ein Sprecher der US-Luftstreitkräfte Vermutungen zurück, dass die Uranmunition in Deutschland von Flugzeugen abgeschossen geworden sei. Bei Übungsflügen werde nur Munition mit Blei-Kern eingesetzt, da Munition mit Uran-Kern extrem teuer sei, erklärte Wolfgang Hofmann von der US-Air-Force in Ramstein. Einzelheiten über die Verwendung von Uran-Munition wurden auch aus Frankreich bekannt. Das staatliche Waffenversuchszentrum (ETBS) im zentralfranzösischen Bourges hat in den vergangenen zehn Jahren etwa 1400 Geschosse mit abgereichertem Uran getestet, berichtete die Regionalzeitung “La Nouvelle Republique”. Die jüngsten Tests seien im Herbst 2000 durchgeführt worden. Es werde untersucht, welche Auswirkungen diese Erprobungen auf Personal und Umwelt haben könnten. Unterdessen hat sich der Nato-Rat in Brüssel nicht auf ein Moratorium für den Einsatz von Uran-Munition verständigen können. Nato-Generalsekretär George Robertson sagte nach der Ratssitzung, es gebe keine wissenschaftlichen Beweise, die auf ein erhöhtes Krebsrisiko durch Uran hinwiesen. Robertson betonte aber gleichzeitig, dass es derzeit auf dem Balkan keine Kriegshandlungen gebe und die Munition deshalb auch nicht eingesetzt werde. Im Nato-Rat hatten Deutschland und Italien einen einstweiligen Verzicht auf Uran-Munition befürwortet. Die USA, Großbritannien und Frankreich, die über diese Munition verfügen, lehnten die Forderung ab. Derweil hat der scheidende US-Verteidigungsminister William Cohen eingeräumt, dass zerstörte Panzer auf dem Balkan hätten entsorgt werden müssen. Auf diesem Gebiet habe es Fehler gegeben, sagte Cohen. Indes warnte US-Außenministerin Madeleine Albright die Europäer vor “Hysterie” in der Debatte über uranhaltige Munition. Ob es einen Zusammenhang zwischen der Munition und Krebserkrankungen bei auf dem Balkan eingesetzten Soldaten gebe, sei ungeklärt. Auch Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) schloss nach einem Treffen mit Medizinern ein Strahlenrisiko für Soldaten durch Uran-Munition nahezu aus. Zugleich warf er den Medien vor, mit “fahrlässigen” Berichten ein “Hysterie-Syndrom” verursacht zu haben. DW”

1.

Die US-Armee und damit “Die Welt” behauptet, Uran ist zwar nicht gefährlich, aber man trägt das in Deutschland “irrtümlich” verschossene Geschoß mit dem gesamten umliegenden Erdreich ab. Warum eigentlich: wenn Uranmunition so ungefährlich ist, wie Robertson behauptet, ist dieser Aufwand doch völlig unangemessen. Wenn er sich selbst ernst nimmt sollte er sich wegen Verschwendung von Steuergeldern selbst entlassen!

2.

Abgereichertes Uran ist Abfall bei der atomaren Brennelementeproduktion, den die Atomindustrie sonst teuer endlagern müßte. Sie gibt es an die Waffenindustrie gerne und kostenlos ab. Das Verschießen in Form von Geschossen ist für sie die billigste Form der Entsorgung dieses Sondermülls. Das Kostenargument ist deshalb falsch. Im übrigen haben die Kosten von Waffen und Munition die Bundeswehr und die NATO noch nie daran gehindert, diese auch einzusetzen.

3.

Leider ist es nicht so, daß nach Einstellungen der Kriegshandlungen auf dem Balkan auch die gesundheitliche Gefährdung durch Uranmunition eingestellt ist. Der Uranoxidstaub wird so lange den Kosovo und seine Bevölkerung verseuchen, bis der Wind ihn über die gesamten Erde verteilt hat. Die Verseuchung der gesamten Bevölkerung durch das Schwermetall Uran wird von den Weißwaschern so bewertet werden: eine bestimmte Bevölkerung, etwa im Kosovo, ist nicht statistisch signifikant mehr belastet, als eine andere Bevölkerung anderswo. Und die Werte für Hintergrundstrahlung werden einmal mehr angepaßt.

Teil 2 – Scharping

Die Scharping-Zitate sind auf der Homepage der Bundeswehr, www.bundeswehr.de dokumentiert:

Verteidigungsminister Rudolf Scharping zu den Vermutungen betr. Gesundheitsgefährdung der Bundeswehrsoldaten durch NATO-Munition im Kosovo und durch Radargeräte am 14. Januar 2001 in der ZDF-Sendung “Eser und Gäste”

Frage (Ruprecht Eser): Sachlich belastbar bleibt Ihre Äußerung, dass das Strahlenrisiko für den Soldaten auf dem Balkan vernachlässigbar ist?

Antwort: … Das sagen mir alle Mediziner, alle Wissenschaftler, die wir damit beschäftigt haben. Und das ist ein rundes Dutzend… In dieser Untersuchung, Soldaten, die im Kosovo eingesetzt waren – in der Nähe der möglicherweise kontaminierten Gebiete -, Kontrollgruppe in der Zivilbevölkerung, Kontrollgruppe bei anderen Soldaten: Es ist keine Abweichung feststellbar, mit einer einzigen Ausnahme. Es gibt einen Menschen, der hat einen etwas erhöhten Wert aufgewiesen, unkritisch, aber etwas erhöht, und das ist aufgeklärt worden: Der hat jeden Tag drei Liter Mineralwasser getrunken”

Was soll das? Scharping versucht uns also weiszumachen, daß das Mineralwasser die Ursache für die Uranausscheidung ist. Gibt es eine Uranbelastung im Mineralwasser? Sicherlich sollten wir mißtrauisch sein und so können wir annehmen, daß uns die Nahrungsmittelkonzerne in ihr Profitgier nicht nur BSE-verseuchtes Fleisch sondern auch uranverseuchtes Mineralwasser anbieten. Aber ist das wahrscheinlich?

Logisch und wahrscheinlich ist folgender ursächliche Zusammenhang: Wir haben gelernt, daß Uranoxid als Staub inhaliert wird. Es wird vor allem in den Knochen abgelagert. Es ist sehr schwer wasserlöslich. Aufgrund der nahezu Unlöslichkeit in Körperflüssigkeiten kommt Uran im Urin nicht in großen Mengen vor. Bei Anwendung allgemein verfügbarer Meßverfahren liegt Uran im Urin unter der Nachweisbarkeitsgrenze, so Prof Schott, Chemiker an der Uni Berlin (laut taz). Bei Anwendung einer bestimmten Untersuchungsmethode (Massenspektrografie) ist Uran im Urin meßbar, so Dr. Helmer, Physiker an der Uni Oldenburg. Die Ausscheidung liegt in der Größenordnung Nanogramm/ml, die Urankonzentration im Urin liegt bei etwa 1 : 1 000 000 000 .Was hat der Soldat gemacht, der so viel Wasser trank?

Er hat seinen Körper kräftig durchgespült. Somit ist es möglich, daß auch bei einer sehr schlechten Löslichkeit des in den Körperknochen eingebauten Uranoxids geringe Mengen wieder ausgeschwemmt und in den Urin gelangen. Mediziner nennen das “forcierte Diurese” und das ist eine allgemein übliche Erste-Hilfe-Maßnahme bei Vergiftungen: riesige Trinkmenge, eventuell kombiniert mit harntreibender Medizin.

Frage: Aber man kann es doch nicht auf Dauer ausschließen. Ihre eigenen Leute sagen in dieser Analyse, strahlenverursachter Blutkrebs kann erst Jahre bis Jahrzehnte nach einem schädigenden Ereignis auftreten.

Antwort: Aber dafür müssen Sie eine bestimmte Strahlendosis aufnehmen. Die können Sie dort nicht aufnehmen, denn wir haben im Kosovo im Sommer, im Herbst 1999, im Frühjahr 2000

gemessen. Und es war nichts mehr feststellbar im Frühjahr 2000. Die Messergebnisse sagen, es liegt unterhalb der natürlichen Umweltstrahlung. Wir können von dieser verwendeten Munition Strahlung schlicht nicht mehr

feststellen.

1.
Es ist eine Frage der Meßmethode. Uranoxid sendet Alpha-Strahlen aus mit einer enormen biologischen Schädlichkeit (Faktor 20) aber kurzer Reichweite (1 mm). Geigerzähler schlagen nicht an! Die Schädlichkeit

entsteht dann, wenn die Teilchen in den Körper aufgenommen und im Knochen eingebaut sind. Dort kommt man mit dem Geigerzähler nicht hin. Durch die mittlerweile bekanntgewordene Verunreinigung des Urans mit Plutonium sind auch die “kurzen Inkubationszeiten” dieses Blutkrebses hinreichend erklärt: Plutonium strahlt 1 Million mal stärker als die gleiche Menge Uran.

2.
Meßergebnisse unterhalb der natürlichen Umweltstrahlung?

Setzen wir mal die natürliche Umweltstrahlung als 1, so ist ein Meßergebnis unterhalb beispielsweise 0,9. Das würde bedeuten, daß der Einsatz von Uranmunition den Kosovo von natürlicher Umweltstrahlung reinigt! So einen Unsinn darf Herr Scharping im Fernsehen behaupten. Nehmen wir einmal an, Herr Scharping hat einfach nur schlampig formuliert und wollte eigentlich sagen: Der Betrag an radioaktiver Strahlung, der durch die Uranmunition hinzugekommen ist, liegt in seiner Größenordnung unterhalb der natürlichen Umweltstrahlung. Also an unserem Zahlenbeispiel: anstelle von 1 wurde im Kosovo 1,9 gemessen, die Erhöhung der radioaktiven Belastung ist kleiner als die natürliche Umweltstrahlung. Eine solche Aussage ist solange richtig, wie sich die radioaktive Gesamtbelastung des Kosovo nicht verdoppelt hat.

Was bedeutet das?

Da auch natürliche Umweltstrahlung Krebs erzeugt, wird durch die radioaktive Verseuchung des Kosovo mit Uranmunition die Zahl der Krebserkrankungen ansteigen. Die von Minister Scharping genannte Aussage schließt eine nahezu Verdoppelung der durch radioaktive Strahlung bedingten Krebstoten nicht aus!

Ich habe den Begriff der natürlichen Umweltstrahlung hier unkritisch wiedergegeben. An anderer Stelle habe ich ausgeführt, daß auch diese zu mindestens einem Drittel ihres Betrages nicht natürlich ist. Der Begriff Hintergrundstrahlung wäre eher korrekt.

Frage: Wir haben aber in elf Ländern 50 Krebs- beziehungsweise Leukämie-Tote und Verdachtsfälle. Und der Bundeswehrverband sagt an diesem Wochenende, es hätten sich zwei Soldaten gemeldet, die auf dem Balkan im Einsatz waren.

Antwort: … In der Bundeswehr ist – genauso wie bei Polizei, Gerichten, Journalisten, Politikern – die Häufigkeit bestimmter Erkrankungen völlig gleich ist… Ich rede nicht von der statistischen Verteilung. Ich rede davon, dass ich zunächst einmal kucken muss, ob es in der Bundeswehr eine auffällige Häufung von Erkrankungen gibt. Dann kann ich prüfen, ob diese auffällige Häufung von Erkrankungen – die es nicht gibt – in irgendeinem Zusammenhang mit dem Einsatz steht. Und da kann ich nur sagen, erkennbar nicht. Alle Informationen, die ich auf den Tisch bekomme, signalisieren, es gibt keinen Zusammenhang zwischen einer …

aufgetretenen Leukämie, Krebs oder anderen Erkrankung und einem Einsatz im Balkan.

Diese Aussage von Minister Scharping besagt nur, daß er von Epidemiologie keine Ahnung hat.

Soldaten sind männlich, überwiegend jung, gesund (bei der Musterung werden kranke vorher aussortiert). Bei Polizei, Gerichten, Journalisten und Politikern ist der Anteil der Frauen größer. Das Alter ist deutlich höher. Der Gesundheitszustand ist schlechter. Körperlich Kranke werden nicht vorher aussortiert. Da dieses keine Berufe sind, die körperlich so viel abverlangen, werden diese Berufe überzufällig häufig von Personen mit schwächlicher Konstitution gewählt, etwa im Gegensatz zu Landwirtschaft und Seefahrt.

Für Leukämieerkrankungen spielt die körperliche Konstitution eine entscheidende Rolle. Es erkranken alte Menschen, immungeschwächte, Kinder. Jedenfalls nicht junge, gesunde Männer. Sollten also tatsächlich die Leukämierate auf dem Niveau der Durchschnittsbevölkerung liegen oder gar auf dem altersbedingt durchschnittlich höheren Niveau von Richtern, Journalisten, Politikern, so ist das ein sehr bedenklicher Befund. Die Vergleichsgruppe müßte ebenfalls aus jungen, gesunden Männern bestehen, etwa Zivildienstleistende, die zuvor nach den gleichen Kriterien tauglich gemustert wurden.

Frage: Aber ungeklärt ist die Frage der Dauerschäden. Eine holländische Stimme sagte gestern, ja die Jungs sind doch gesund hingegangen und krank wiedergekommen. In einem bestimmten Abstand zu ihrem Einsatz haben sie Leukämie gekriegt.

Antwort: Aber ich weiß von den Niederländern, von den Belgiern, von den Italienern, den Spaniern, den Portugiesen, dass sie ja erst dabei sind, zu untersuchen, was wir in Deutschland schon seit November 1999 untersuchen. Sie werden niemand Seriösen finden, der behauptet, es gäbe den Zusammenhang, so lange das nicht wirklich untersucht ist. In Deutschland ist es untersucht worden, mit einem klaren Ergebnis… Man muss aufpassen, selbst wenn man das Risiko für sehr gering hält: Wie wirkt Uran als Schwermetall. Das ist genau der Grund, weshalb wir – Bundeskanzler, Außenminister, Verteidigungsminister – gesagt haben, schon wegen der aufgeregten öffentlichen Diskussion, es wäre besser, auf diese Munition zu verzichten. Es gibt ja auch technische Alternativen…

Hier zeigt Scharping seine Unsicherheit – und das ist gut so.

Die Schlußfolgerung, “es wäre besser, auf diese Munition zu verzichten,” ist uneingeschränkt richtig, und nicht nur “schon wegen der aufgeregten öffentlichen Diskussion”.

Aber wer soll denn verzichten?

Ich persönlich könnte immerhin behaupten: ich würde ja verzichten und die Bundeswehr mit all ihren gesundheitsschädlichen Folgen ersatzlos abschaffen, aber ich bin ja nicht die Regierung und habe nicht die Macht dazu. Ich bin auch nicht verantwortlich. Wenn aber Herr Scharping das sagt (als: wir – Bundeskanzler, Außenminister, Verteidigungsminister) ist es schon dummdreist. Von einem Minister kann man verlangen, daß er nicht sagt, es wäre besser, zu verzichten, sondern daß er verzichtet. Wenn er schon nicht die Bundeswehr abschafft, dann zumindest die Uranmunition.

Frage: Die Amerikaner haben Sie erst nach dem Kosovo-Einsatz über den Einsatz Uran- abgereicherter Munition informiert?

Antwort: Nein, das hat auch nie jemand gesagt. Ich habe schon im Mai 1999, während des laufenden Kosovo-Krieges im Verteidigungsausschuss berichtet, dass diese Munition eingesetzt wird. Wir sind am 12. Juni in das Kosovo gegangen… Wir haben damals schon ABC-Trupps mitgenommen, also entsprechend erfahrene Leute. Wir haben damals schon Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Wir haben am 14. Juni einen unmittelbaren Befehl gegeben. Ich kann ihn im Übrigen auch noch vorlesen, ich habe ihn mitgebracht: Es ist nicht auszuschließen, dass im Kosovo Munition mit abgereichertem Uran gegen gepanzerte Ziele eingesetzt wurde, die zu einer schwachen radiologischen Verstrahlung im Zielgebiet führen kann. Bei Räumung, Abschub von Panzer…, Munitionsbeseitigung, sind bei Verdacht des Einsatzes von DU-Munition Bestimmungen der Strahlenschutzverordnung einzuhalten. Ich sage das, weil fahrlässiger Weise wieder der Herr Vorsitzende des Bundeswehrverbandes – ich hätte das Magazin, das das Morgen im Interview meldet, gerne vor dieser Falschmeldung bewahrt – das Gegenteil behauptet, obwohl er nie den Versuch gemacht hat, sich um diesen Befehl zu kümmern. Das ist das, was ich mit Hysterie meine…

Herr Scharping gibt zu, daß er vom Einsatz der Uranmunition vorher gewußt hat!

Trotzdem hat er aktiv dazu beigetragen, die deutsche Beteiligung am Angriffskrieg gegen Jugoslawien durchzusetzen. So outet er sich als Kriegsverbrecher!

Herr Scharping behauptet, am 14. Juni einen Befehl zu Vorsichtsmaßnahmen gegeben zu haben. Warum eigentlich, es gibt doch gar keine Gesundheitsgefahr?

Der Herr Vorsitzende des Bundeswehrverbandes wird der Verbreitung einer Falschmeldung und der Hysterie bezichtigt, weil er “nie den Versuch gemacht hat, sich um diesen Befehl zu kümmern. Das ist das, was ich mit Hysterie meine… “

Fakt ist offensichtlich, daß der Befehl des Herrn Ministers nicht bei allen seinen Untergebenen angekommen ist.

Und da Soldaten nicht eigenverantwortlich handeln dürfen, haben sie nicht von sich aus, so einfach ohne Befehl, Vorsichtsmaßnahmen getroffen.

Als Kriegsdienstverweigerer bin ich doch sehr erstaunt über die Haltung des Ministers, daß ein Soldat einen Versuch machen muß, sich um einen Befehl zu kümmern. Es mag naiv sein, aber ich habe vorausgesetzt, daß es die Verantwortung der Vorgesetzten ist, Befehle so zu geben, das sie bei ihren Untergebenen ankommen.

Im Sinne des von Jaroslav Hašek beschriebenen braven Soldaten Švejk lautet die Parole für den Umgang mit diesem Verteidigungsminister: “Melde gehorsamst, Herr Minister, ich möchte jetzt einen Versuch machen, mich darum kümmern, ob Sie vielleicht jetzt bitte sehr einen neuen Befehl für mich haben!”

Frage: Aber die Amerikaner behandeln die Panzer, die sie im Golfkrieg mit DU-Munition als Atommüll.

Antwort: … Balkansyndrom ist ja aus Golfsyndrom abgeleitet worden. Da allerdings ist vermutlich Giftgas eingesetzt worden. Da wirken doch mehrere Faktoren zusammen. Da sind Tonnen über Tonnen solcher Munition verschossen worden. Da sind nicht nur Ölfelder abgebrannt worden – eine ganze Reihe sehr schädlicher Umwelteinwirkungen. Interessant ist: Die Soldaten die … von der eigenen Munition getroffen worden sind, die werden untersucht. Die haben zum Teil diese Metallstückchen noch im Körper. Von denen geht – nach den amerikanischen Untersuchungsergebnissen – keine Gefahr aus. Wohl aber von einer Wirkung verschiedener Elemente, Mischungen, Ursachen, was das alles zusammengekommen ist, was auf dem Balkan nie eine Rolle gespielt hat, wohl aber im Golf…

Ich will nicht bestreiten, daß die Verbrechen, die NATO-Staaten im Golfkrieg begangen haben, größer sein können als die gegen den Kosovo und ganz Jugoslawien. Nur zu einem Vergleich möchte ich Stellung nehmen:

Zur Gefährlichkeit von Metallstücken im Körper im Vergleich zu der Gefährlichkeit von Uranoxidstaub.

Wir haben gelernt, daß der Uranoxidstaub in Knochen abgelagert wird. Die von ihm ausgehende Alpha-Strahlung hat eine Reichweite von 1 mm.

Aus der relativ kurzen Reichweite gibt sich beispielsweise folgende einfache geometrische Beziehung (bei angenommener Kugelform sowohl des Uranteilchens als auch des erreichbaren Körpervolumens):

1 Uranstück von 5 mm Radius hat die Gelegenheit, etwa 0,38 ml des umgebenden Körpervolumens der Alpha-Strahlung auszusetzen. Die gleiche Menge Uran, verteilt auf 125 Metallsplitter zu je 1 mm Radius, wird etwa 3,66 ml Körpervolumen der Alpha-Strahlung aussetzen. Die gleiche Menge Uran, verteilt auf 125 000 Staubkörner zu je 0,1 mm Radius, wird etwa 523 ml Körpervolumen der Alpha-Strahlung aussetzen. Die gleiche Menge Uran, verteilt auf 200 000 000 Staubkörner zu je 0,0025 mm Radius, (und das ist die durchschnittliche Größe eines Staubkornes, daß beim Einschlag eines Urangeschosses entsteht) wird etwa 837758 ml Körpervolumen der Alpha-Strahlung aussetzen. Das letzte Beispiel zeigt, es handelt sich somit um das gesamte Körpervolumen von mindestens zehn Menschen, aber hier geht es um das zugrundeliegenden Prinzip: Die Krebswahrscheinlichkeit ist abhängig davon, wie häufig ein Alpha-Teilchen in einem Zellkern eine Mutation auslösen kann. Und die ist bei einem einzelnen Metallstück tatsächlich vergleichsweise gering.

Frage: Ist die Ächtung solcher Munition für die Zukunft ihre Position?

Antwort: Ich habe von Anfang an gesagt, es wäre besser, kein Staat hat diese Munition, keine Staat setzte diese Munition ein… Ich sage das, weil ich weiß, dass bei Vorhandensein einer technischen Alternative – selbst wenn ich das Risiko dieser abgereicherten Uranmunition sehr gering einschätze – ich die öffentlichen Debatten in Rechnung stellen muss. Und hier wird ja erkennbar der Versuch gemacht, im Nachhinein noch einmal zu diskreditieren, was mit dem Kosovo-Krieg an Diskussionen da war…

Zu “es wäre besser”, siehe oben.

Aber hier geht Minister Scharping in seiner Verantwortungslosigkeit noch weiter:

“es wäre besser, kein Staat hat diese Munition” soll doch wohl heißen: Solange irgend ein anderer Staat (“Schurkenstaat”?) diese Munition hat, will auch ich sie behalten und einsetzen.

Frage: Aber gleichzeitig muss man fragen dürfen, ob die Amerikaner nicht wieder einmal vorgeführt haben, wer Koch und wer Kellner in der NATO ist.

Antwort: … Jedes Land ist für seinen Einsatz selbstverantwortlich… Wir haben Zeit, um die Debatte weiterzuführen, und den Versuch zu machen, auch andere zu überzeugen.

Genau diese Verantwortung hat Minister Scharping bislang nicht wahrgenommen.

Er hat nicht gesagt: Uranmunition darf in Deutschland nicht hergestellt werden.

Er hat nicht gesagt: Uranmunition wird von deutschen Standorten entfernt.

Er hat nicht gesagt: Solange andere NATO-Staaten noch Uranmunition verwenden, beteiligen wir uns nicht mehr an NATO-Einsätzen, arbeiten nicht mehr in den NATO-Gremien mit, kündigen den NATO-Vertrag.

Er will nur einen – zaghaften – Versuch machen, andere zu überzeugen. Um anschließend zu sagen: es ist mir leider, leider nicht gelungen, um anschließend doch weiter mitzumachen.

So, Minister Scharping, überzeugst man niemanden!

Wenn man andere überzeugen will, setzt es voraus, daß man 1. einen festen Standpunkt hat und man 2. auch bereit ist, konsequent zu handeln.

Frage: Haben Sie Hinweise darauf, dass die Russen, die diese Munition ja hatten, solange es die DDR gab, die auf ihren Truppenübungsplätzen eingesetzt haben?

Antwort: Ich habe Hinweise darauf, dass die Russen eine ganze Menge problematischer Dinge auf Truppenübungsplätzen in der ehemaligen DDR gemacht haben. Und ich weiß, dass es dort eine sehr umfangreiche – übrigens auch sehr teure – Beseitigung von sogenannten Kampfmitteln gegeben hat… Ich habe keinen Hinweis darauf, ob diese Munition eingesetzt worden ist… Wir gehen den Dingen nach…

Hier versucht Minister Scharping die Methode: Haltet den Dieb! Die Russen sind schuld! sie haben “eine ganze Menge problematischer Dinge” gemacht. Nur Uranmunition hatten sie leider nicht eingesetzt: “Ich habe keinen Hinweis darauf, ob diese Munition eingesetzt worden ist.” Mist auch, so steht die NATO alleine als Verbrecher dar.

Frage: Inzwischen sagt der noch im Amt befindliche amerikanische Verteidigungsminister, dass es ein Fehler war, die serbischen Panzer, die mit uranabgereicherter Munition beschossen worden sind, nicht zu entsorgen.

Antwort: Das mag er für den amerikanischen Verantwortungsbereich im Kosovo sagen. Für den deutschen Verantwortungsbereich gilt: Wir haben auf der Grundlage der Informationen der NATO möglicherweise belastete Flächen identifiziert, wir haben sie markiert, wir haben sie abgesperrt – das gilt übrigens auch für Panzerwracks -, und wir haben auf diese Weise vielleicht ein bisschen mehr, vielleicht ein bisschen konsequenter getan, als andere. Also möchte ich mir nicht Bemerkungen, die vielleicht für andere Länder und deren Verhaltensweise gelten, in Deutschland anrechnen lassen. Wir haben uns anders verhalten, wir werden uns auch in Zukunft anders verhalten. Wir werden auch in Zukunft öffentlich alles auf den Tisch legen und weiterhin dafür eintreten, dass diese Munition nicht mehr verwendet wird. Nicht wegen der gesundheitlichen Risiken, die entstehen mögen, und die wir für sehr gering halten, sondern um zu vermeiden, dass die politische Legitimität ein Bündnisses und seines gemeinsamen Eintretens für Freiheit und Sicherheit dadurch untergraben wird, dass man solche Debatten entzündet, die einen geringen sachlichen Kern haben, aber eine hohe emotionale Wirkung.

Der amerikanische Verteidigungsminister gesteht einen Fehler ein.

Nicht so Minister Scharping, obwohl auch in seinem Verantwortungsbereich. die mit Uranmunition beschossenen Panzer nicht entsorgt worden sind, sondern nur gekennzeichnet. (Wie kennzeichnet man eigentlich

Uranoxidstaub?) Verseuchter Boden wurde nicht abgetragen, die Bevölkerung wurde aus betroffenen Gebieten nicht evakuiert, alles ein bißchen konsequenter.

(Der Rest des Interviews behandelt nicht mehr die Problematik der

Urangeschosse)

Nachtrag:

Bei seinem Besuch in Prizren behauptete Minister Scharping, es bestünde dort keine Gefahr, weil die Strahlenbelastung dort geringer sei als in einem Flugzeug.

Nehmen wir ruhig an, der Minister hat nicht gelogen und die Strahlenbelastung ist dort tatsächlich geringer als in einem Flugzeug. Bei der Verwendung eines Geigerzähler halte ich des sofort für glaubhaft.

In einem Flugzeug ist man Gamma-Strahlung ausgesetzt und nicht Alpha-Strahlung wie bei Uranoxidstaub. Alpha-Strahlung hat bei gleicher Dosis eine zwanzig mal höhere biologisch schädliche Wirkung.

In einem Flugzeug hält sich ein durchschnittlicher Tourist beim Flug in den sonnigen Süden etwa drei Stunden auf, also vielleicht sechs Stunden im Jahr. Ein durchschnittlicher Bewohner des Kosovo ist der Strahlung dort 8760 Stunden im Jahr länger ausgesetzt. Für Piloten und Stewardessen gibt es genaue Vorschriften, wie lange sie im Höchstfall pro Jahr und pro Berufsleben in der Luft sein dürfen, schwangere Stewardessen bleiben am Boden!

Werden schwangere Bewohnerinnen des Kosovo für die Dauer ihrer Schwangerschaft evakuiert?

Das Uranoxid wird vom Körper aufgenommen und strahlt dort weiter, die Gamma-Strahlung bei Flugreisen nicht, sobald man wieder am Boden ist, ist man ihr nicht mehr ausgesetzt.

Wohlgemerkt, es handelt sich jeweils um zusätzliche Strahlenbelastung.

Die Hintergrundstrahlung, der wir ohnehin alle ausgesetzt sind, kommt in jeden Fall noch dazu.

Teil 3 – Die Zeit

Die kursive gesetzten Sätze sind ein Beitrag des “Wissenschaftsjournalisten” Gero von Randow, der in der Wochenzeitung “Die Zeit” veröffentlicht wurde. Ich habe zuvor schon unter der Überschrift “halbe Wahrheiten und ganze Lügen”2 Beiträge der “Welt” und ein Interview von Rudolf Scharping kommentiert. Da war Gero von Randow für mich eine Herausforderung, da er es zugegebenermaßen weitaus geschickter als die beiden anderen anstellt, die Gefahr durch Uranmunition zu bagatellisieren, deren Einsatz zu rechtfertigen und die Bevölkerung zu beruhigen.

Krisenmanagement ist keine Spezialität dieser Bundesregierung. Da sterben Nato-Soldaten an Leukämie, da ist von radioaktiver Munition die Rede – doch aus Berlin ist erst gar kein Kommentar, dann nur ein lapidarer, dann ein Hinweis auf die regelmäßige Unterrichtung des Verteidigungsausschusses zu hören. Ansonsten darf der verunsicherte Bürger ein paar offizielle Dokumente unter www.bundeswehr.de anklicken. Die Menschen haben Angst, auch die Soldaten, aber Rudolf Scharping muss sich schon sehr zwingen, im Radiointerview das Wort “leider” herauszuquetschen. Wen wundert es, dass da Misstrauen entsteht? Zumal die Erfahrungen mit der Transparenz in Militärdingen nicht eben vertrauensbildend sind. Gab es nicht die jahrelang vertuschten Schäden durch chemische Kampfstoffe der US-Truppen in Vietnam?

Die Politik sendete nur spärliche Signale in diesen Tagen.

Gero von Randow kritisiert das Krisenmanagement des Rudolf Scharping völlig zu Recht als mangelhaft. Aus den dann folgenden Ausführungen geht nicht hervor, welche Ursachen er dafür annimmt. Vielleicht hält er den Minister einfach nur für unfähig. Es gibt jedoch für das mangelhafte Krisenmanagement des Rudolf Scharping erkennbare Ursachen, nämlich sein Bemühen, Tatsachen zu vertuschen und zu verschleiern, um nicht politisch und persönlich zur Verantwortung gezogen zu werden. Gero von Randow kritisiert nicht etwa die Kriegsverbrechen der NATO, sondern diejenigen, die versuchen, diese aufzudecken.

Dafür geriet die “vierte Gewalt” außer Rand und Band. Die Wettbewerber am Medienmarkt überboten einander. “UNO: NATO vergiftet Kosovo” titelte die taz am vergangenen Wochenende. Doch was hatten die Experten der UN-Umweltorganisation Unep soeben im Kosovo tatsächlich entdeckt? “Leicht erhöhte Radioaktivität” an einigen Einschlaglöchern; ansonsten habe man “keine größeren kontaminierten Flächen gefunden” (Unep-Presseerklärung). Gleichwohl, selbst die Süddeutsche Zeitung geißelte einen Verstoß gegen die Genfer Konventionen (“grausame Waffen”). Zu den Erkenntnissen der Massenpsychologie gehört, dass im Falle kollektiver Hysterie alles für möglich gehalten wird – von allen. Sogar im Deutschlandfunk war zwischendurch von “Plutoniumgeschossen” die Rede, und wer sich die Mühe machte, die Regionalzeitungen zu durchstöbern, entdeckte die abenteuerlichsten Vermutungen, zum Beispiel diese: Heimlich habe die Nato im Kosovo neuartige Verseuchungswaffen getestet (in Wahrheit wird die Munition seit beinahe 30 Jahren verschossen). Jeder wollte, jeder musste ausgefallene Ware bieten. Die Welt enthüllte, dass auch in Deutschland mit Uran herumgeballert werde – als wenn das etwas Neues wäre. Seit 1978 sind US-Flugzeuge vom Typ A-10 auf Truppenübungsplätzen im Einsatz, und dass die Bordkanone auch urangehärtete Munition ausspuckt, war nie ein Geheimnis. Grundregel: Die Geschichte nicht “kaputtrecherchieren” Es gilt die Kosten-Nutzen-Relation. Recherche kostet Zeit – aber es kommt im Journalismus auch darauf an, wer “Erster!” rufen kann; wir erinnern uns an CNN und die amerikanische Wahl. Und immer lauert die Gefahr, durch allzu genaues Nachforschen seine Geschichte “kaputtzurecherchieren”: Ein Wort, das auf Journalistenschulen gelernt wird.

Es ist die explizite Aufgabe der “Vierten. Gewalt”, in allen Richtungen zu recherchieren, unterschiedlichste Theorien dieser Recherche zugrunde zu legen und die Theorien und Ergebnisse dieser Recherche zur öffentlichen Diskussion zu stellen. Die Alternative dazu wäre die politische Gleichschaltung der Medien, die als Werkzeug der Herrschenden nur die Informationen verbreiten, die von den Herrschenden gewünscht werden. (Weiter unten im Text nennt Gero von Randow die “Propagandaschlacht” Miloševics und Saddam Husseins.) Der Einsatz von “Agent Orange” durch US-Soldaten und die damit verbundenen Folgen für die Zivilbevölkerung Nordvietnams, die auch fast 30 Jahre nach diesem Krieg noch darunter zu leiden hat, wurde nicht von den für den Einsatz verantwortlichen Militärs oder den Politkern aufgedeckt, sondern von exakt recherchierenden Journalisten, der “Vierten Gewalt” eines sich demokratisch nennenden Staates.

Den Journalisten, die jetzt die Folgen des Einsatzes von Uranmunition öffentlich machen, wirft von Randow vor, “außer Rand und Band” zu sein, sowie “kollektive Hysterie”. Man kann sich vielleicht noch darüber streiten, ob mit der Bezeichnung “Plutoniumgeschosse” solche Urangeschosse hinreichend beschrieben werden, die aus dem Atommüll von Wiederaufarbeitungsanlagen hergestellt wurden und die 0,13% Dosisanteil Plutonium enthalten3. Die Bezeichnung Plutoniumgeschosse dafür ist zur besseren Unterscheidung von solchen Urangeschossen, die aus dem Atommüll der Brennelementeproduktion hergestellt wurden und die nur abgereichertes Uran ohne Plutonium enthalten, jedenfalls nicht falsch.

Es mag ja sein, daß Gero von Randow es besser weiß und er deshalb die Bezeichnung “neuartig” für die Urangeschosse ablehnen muß. Offenbar war die Geheimhaltung der NATO erfolgreich gewesen, denn selbst in der Friedensbewegung, in der ja auch die Deutsche Kommunistische Partei mitarbeitete, waren Urangeschosse in den siebziger und achtziger Jahren kein Thema. Gero von Randow, der damals als Mitglied der DKP für eine kommunistische Jugendzeitung schrieb, hatte es seinerzeit offensichtlich auch nicht gewußt, sonst hätte er es veröffentlichen müssen. Seine “elan” hätte es sicher gedruckt, andere NATO-kritische Artikel sind dort jedenfalls erschienen. Dem Autor kann deshalb unterstellt werden, daß seine Kollegenschelte nur den Zweck verfolgt, genauere Recherche zu verhindern, um den politisch Verantwortlichen das Bekanntwerden des Ausmaßes der von ihnen verursachten Katastrophe4 zu ersparen.

Der stern beispielsweise hatte seine Irak-Reportage, die in der vergangenen Woche erschien, mitnichten kaputtrecherchiert. Grausige Bilder missgebildeter Kinder und anderer kranker Menschen wurden mit der unbelegten Behauptung kommentiert, die US-Munition sei schuld (und nicht etwa Saddams Chemiewaffen, der Zusammenbruch der medizinischen Versorgung, die Umweltschäden oder andere Missstände im Irak).

Der Autor wirft dem stern vor, unbelegt zu behaupten, daß Mißbildungen und schwerste Gesundheitsstörungen bei Kindern im Irak auf den amerikanischen Einsatz von DU-Munition zurückzuführen sei. Am 6. Juli 1998 hat das US-amerikanische National Institute of Health (nationale amerikanische Gesundheitsbehörde analog zu unserem Gesundheitsministerium) die wissenschaftliche Untersuchung von Miller et. al. veröffentlicht, die den ursächlichen Zusammenhang zwischen abgereichertem Uran und Krebserkrankungen beweist: eine geringe Menge Alpha-Teilchen reichte aus, um aus Knochenzellen (Osteoblasten) Krebszellen entstehen zu lassen.5

Professor Dr. Dr. med. habil. Siegwart Horst Günther hat die Gesundheitsschäden durch Uranmunition im Irak wissenschaftlich dokumentiert. Die Erkrankung in Folge von Schwermetallvergiftung mit Uran ist international nach ihm als Erstbeschreiber “Morbus Günther” benannt. Wenn Gero von Randow seinen Artikel zum Thema Urangeschosse hier veröffentlicht hat, ohne Professor Günther zu kennen und zu befragen, hat er nur schlampig recherchiert und formuliert. Wenn er ihn kennt und trotzdem von einer “unbelegten Behauptung” schreibt, ist er ein Lügner!

Im Irak sind 250.000 Männer, Frauen und Kinder nach dem Einsatz von DU-Munition erkrankt, das sind fünfmal so viele wie vor dem Krieg. Die Erkrankten kommen aus dem Süden des Landes, wo die Munition überwiegend eingesetzt wurde. Von 1 050 Krebserkrankungsfällen stammen allein 765 aus einem Landwirtschaftsgebiet westlich von Basrah; dort tobte 1991 eine Panzerschlacht, bei der DU-Munition eingesetzt wurde. Diese signifikante Häufung von Krebserkrankung in einem begrenzten Gebiet läßt sich nicht mehr mit einem unzureichenden Gesundheitssystem und allgemeiner Umweltzerstörung durch brennende Ölfelder, die sich nicht in einem Landwirtschaftsgebiet befinden, erklären. Da liegt es vielmehr nahe, den Zusammenhang von Einsatz von DU-Munition auf beschränkte Gebiete im Irak und die dort gleichzeitig stattfindende Häufung von Krebserkrankungen zu betrachten . Merkmale, wie die unzureichende mediznische Versorgung durch allgemeine Mißstände hätten eine gleichmäßigere Verteilung der auftretenden Krankheiten zur Folge.6

Und aus offiziellen Erklärungen der NATO geht hervor, daß im Golfkrieg seitens des Irak kein Giftgas eingesetzt wurde.

Nun gibt es, wie stets, Experten und Gegenexperten. Wie soll man da durchfinden? Diese Frage hatten sich die Kollegen von BBC offenbar gar nicht erst gestellt, als sie vor einigen Monaten eine Schätzung verbreiteten, der zufolge die Munition aus abgereichertem Uran zu 10 000 Krebstoten im Kosovo führen werde. Hätte es nicht nahe gelegen, einmal über die Plausibilität nachzudenken? Nach dem Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki, der 240 000 Menschenleben auslöschte, starben 420 Menschen mehr an Krebs, als statistisch normal gewesen wäre: Das ist die Auskunft der offiziellen japanischen Krebsstatistik. Also 420 in Japan und 10 000 im Kosovo?

Der Autor verschweigt den Zeitraum der 420 mehr Krebstoten nach dem Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki. Sind es pro Jahr 420 mehr Krebstote oder insgesamt. Wenn ersteres zutrifft, dann wären das in 55 Jahren über 23000 Menschen. Ganz unabhängig davon, hat der Autor ein erschreckendes Menschenbild. Denn 420 vermeidbare Krebstote sind 420 zu viel. Der Autor teilt wohl die Ansicht der verantwortlichen Militärangehörigen und Politiker, daß Rüstungstechnologie dann zu rechtfertigen ist, wenn nur nicht allzu viele Menschen daran sterben.

Gero von Randow fordert eine Plausibilitätskontrolle: er hätte es selbst leicht nachrechnen können.

Für die Anzahl akuter Todesfälle ist es sehr wesentlich, ob eine atomare Kettenreaktion stattfindet oder der radioaktive Stoff unterhalb seiner kritischen Menge seine Strahlung langsam über Jahre aussendet, für die Langzeitschäden ist dies relativ weniger wesentlich. Bei der Hiroshimabombe ist nach der Kettenreaktion kaum noch Uran mehr vorhanden, sondern beispielsweise Strontium 90 und Xenon 144, Rubidium 93 und Caesium 140, Krypton 94 und Barium 139. Endprodukte der Atomkernspaltung können zwar auch strahlen, daß Uran selbst ist jedoch durch die Kettenreaktion verbraucht. Die Anzahl der “Soforttoten” nach der Hiroshimabombe wird allgemein auf 100 000 geschätzt, hinzu kamen 150 000 weitere “Langzeittote” innerhalb der letzten 55 Jahre. Ob in dieser Zahl wirklich nur 420 vermeidbare Krebstote enthalten sind, ist zu bezweifeln. Diese Angabe von Gero von Randow scheint einer Plausibilitätskontrolle jedenfalls nicht standzuhalten.

Bei der Uranmunition handelt es sich hingegen überwiegend um solches Uran 238, daß in der “natürlichen” Zerfallsreihe unter Abgabe von Alpha-Strahlung zu Thorium 234 zerfällt, das wiederum zu Protaktinium 234 und Uran 234, dann folgen die Alpha-Strahler Thorium 230, Radium 226, Radon 222, Polonium 218. Erst nach sieben weiteren Schritten folgt als Endprodukt nichtradioaktives Blei.

Das Gas Radon ist besonders gefährlich, da es als unsichtbares, geruch- und geschmackloses Gas direkt in die Lunge gelangt. Beim Einatmen radonhaltiger Luft werden ca. 25 % des radioaktiven Gases vom Körper aufgenommen. Das kurzlebige Radon zerfällt in der Lunge direkt, zerstrahlt in Körperflüssigkeiten und hinterläßt dort eine Kette von weitere Strahlungsprozessen durch seine ebenfalls radioaktiven Zerfallsprodukte im ganzen Organismus. Radon und die Produkte seiner radioaktiven Zerfallskette wirken so direkt innerhalb des Körpers. Radioaktive Kleinionen als Folgeprodukte in der Luft lagern sich zusätzlich an lungengängigen Feinstaub an und finden ebenso den Weg in den Körper. Durch die einwirkende Alphastrahlung ist das Gesundheitsrisiko, insbesondere für Lungenkrebs, sehr hoch. Das Radon nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache von Lungenkrebs. Durch die Summe von Radonbelastung und Rauchen wird das Krebsrisiko noch um ein Vielfaches erhöht.7

Die Hiroshimabombe hatte ein Gesamtgewicht von 4 bis 4,5 Tonnen. Darin waren aber “nur” 60 kg spaltbares Uran enthalten. Die Gesamtmenge der Materie, die radioaktive Strahlung aussenden kann, war um ein 140faches geringer als die Gesamtmenge des abgereicherten Urans, das nach Angaben der NATO in 31000 Geschossen im Kosovo abgeschossen wurde: achteinhalb Tonnen Uran.

Die Krebsgefahr ist proportional zur Wahrscheinlichkeit, mit der ein Alpha-Teilchen die genetische Substanz einer lebenden Zelle trifft und zerstört. Diese Wahrscheinlichkeit ist proportional der Menge des Urans. Da vom Körper aufgenommener Uranoxidstaub in die Knochen eingelagert wird, haben die Alpha-Teilchen trotz ihrer kurzen Reichweite eine hohe Wahrscheinlichkeit, die Zellkerne von Knochenzellen und Knochenmarkszellen (blutbildende und Immunzellen) zu treffen.

Nach Angaben des Präsidenten der US-Golfkriegsveteranen sind vom Golfkriegssyndrom mind. 50 000 US-Armeeangehörige betroffen. Es mußten 39 000 davon aufgrund der Erkrankung aus dem Militärdienst entlassen werden. Mindestens 2 400 sind bereits verstorben. Diese Soldaten waren nur wenige Monate im Irak, während die Zivilbevölkerung jahrelang betroffen ist.8

Nach Berechnungen der IPPNW hat die radioaktive Belastung durch die ca. 1000 Atombombenexplosionen zu Testzwecken ca. 430 000 Todesfälle verursacht.9 Überirdische Test wurden bis ca. 1965 durchgeführt, danach fanden die Test unterirdisch statt. Die Gesamtmenge des im Kosovo überirdisch verschossenen Urans liegt in der Größenordnung der überirdischen Atomwaffentests.

Aus allen diesen Fakten und Schlußfolgerungen ergibt sich: Die Größenordnung der von den Journalisten des BBC und dem Biologen Roger Coghill angenommen zu erwartenden Krebstodesfälle von 10 000 ist durchaus plausibel.

Es ist übrigens nur die halbe Wahrheit, sich bei der Einschätzung der Gesundheitsgefährdung auf die Krebstoten zu beschränken. Uranoxidstaub, in die Knochen eingelagert, verursacht dort nicht nur Knochenkrebs und Leukämie, wesentlicher ist die Schädigung des Immunsystems. Die Betroffenen sterben dann, wie bei AIDS, an Infektionen.10

Vielleicht hätte man sich auch den Urheber der Zahlen näher ansehen sollen: Es handelte sich um Roger Coghill, einen obskuren Biologen, der ansonsten vom Verkauf angeblich heilender “Supermagnete” lebt.

Hier folgt eine Behauptung, die die Person des Wissenschaftlers Roger Coghill unglaubwürdig machen soll. Weshalb ist er “obskur”? Etwa, weil er angeblich heilende “Supermagnete” verkauft? Selbst wenn es stimmt, daß Coghill an anderen Stellen unwissenschaftlichen Unsinn verbreitet, müßte ein Kritiker belegen können, was er hier falsch gemacht hat.

Am besten vertraut man noch auf Leute, die nicht zu einer Konfliktpartei gehören, einen Ruf zu verlieren haben und ohne Geheimhaltung arbeiten. Zum Beispiel das internationale Unep-Team, dessen Zwischenbericht vom Dezember 2000 jede Verbreitung in deutschen Redaktionen zu wünschen ist (SSI-News, Vol. 8). Oder das hochangesehene Duo Steve Fetter (University of Maryland) und Frank von Hippel (Princeton). Von Hippel ist ein weltweit bekannter – und als Fachmann ernst genommener – Aktivist gegen Atomwaffen aus dem Umfeld des nicht gerade staatstreuen Bulletin of the Atomic Scientists. In ihrer Studie (Science & Global Security, Vol.8, No. 2, 1999), kommen die beiden Atomkritiker zu folgendem Schluss: “Es ist unwahrscheinlich, dass Kontamination durch abgereichertes Uran irgend einen messbaren Einfluss auf die Volksgesundheit im Irak oder in Jugoslawien haben wird.” Grundlage ihrer Studie sind die wissenschaftliche Literatur sowie Schätzungen und Rechenformeln, die lieber zu viel als zu wenig Risiken annehmen.

Biologen, wie Roger Coghill, sind naturwissenschaftliche Forschungsmethoden vertraut. Warum sollten denn seine Schlußfolgerungen also weniger seriös sein, als die des angeblich unabhängigen Unep-Teams, dessen Mitarbeiter hauptsächlich aus den NATO-Staaten kommen, deren Forschungsgegenstände in Labors in den NATO-Ländern untersucht werden. Der zitierte Zwischenbericht von Unep ist selbst keine wissenschaftliche Studie, sondern eine allgemeinverständliche, öffentlichkeitswirksame Zusammenfassung von vorgenommenen Untersuchungen, deren zugrundeliegende Studiendesigns nicht nachprüfbar sind.

Warum sollten die von den USA bezahlten Wissenschaftler Fetter (University of Maryland) und Hippel (University of Princeton) angesehener sein, als Miller et. al, die einen ursächlichen Zusammenhang zwischen abgereichertem Uran und Krebserkrankung festgestellt haben und deren Ergebnisse auf der homepage der US-Regierung veröffentlicht ist. Gelten nur solche Wissenschaftler als hochangesehen, die durch ihre Veröffentlichungen zur politisch erwünschten allgemeinen Beruhigung beitragen können?

Im übrigen ist die Studie von Fetter und von Hippel alles andere als beruhigend.11 Sie schreiben zwar: “The health risks associated with radiation from exposures to depleted uranium are relatively low—so low as to be statistically undetectable, with one exception: Radiation doses for soldiers” und Gero von Randow verschweigt in seiner Übersetzung das Wort “relativ”. Fetter und von Hippel vergleichen das Uranrisiko mit anderen Risiken, die unbestreitbar höher sind.

Die zuvor erwähnten Baubiologen haben richtig festgestellt: Das Radon ist nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache von Lungenkrebs. Also unbestritten: Rauchen ist gefährlicher als Radon. Das Problem Radon ist lange unterschätzt worden. In einem Lehrbuch des Strahlenschutzes, Erstauflage Anfang der 50er Jahre, sind die Werte für “natürliche” Hintergrundstrahlenbelastung etwa ein Drittel niedriger angegeben wurden als in der damals aktuellen Auflage von ca. 1980. Dazwischen lagen die überirdischen Atomwaffentests, insbesondere der USA und zahlreiche neue Atomkraftwerke. Die Hintergrundstrahlung steigt und die Werte dafür werden “angepaßt”. Der Grund dafür, das die Hintergrundstrahlenbelastung jetzt größer angegeben wird, liegt hauptsächlich an dem lange unterschätzten Problem “Radon”. Das (genaugenommen dessen Folgeprodukte) machen allein ca. 50% der effektiven Dosis aus.

Wie ist es mit der Belastung durch freigesetztes, nicht im Gestein gespeichertes Uran?

Daraus entsteht durch Zerfall nach einigen Schritten Radon, das wird dann das Problem (s.o.), jedenfalls in Innenräumen.

Welchen Anteil haben nun die Urangeschosse an dem durch Menschen freigesetzten, nicht im Gestein gespeichertem Uran?

Hier nennen Fetter und von Hippel in der erwähnten Studie interessante Zahlen:

Im Irak wird der durchschnittlichen Hintergrundstrahlung bis zu 10% hinzugefügt. Sie haben dabei aufgrund von Ergebnissen militärischer Tests angenommen, daß 20% des Urans verbrennt, dabei aus einem Geschoß etwa 1 kg Uranoxidaerosol entsteht. 15% des unlöslichen inhalierten Urans bleibt länger als ein Jahr in der Lunge. Wieviel in den Knochen eingelagert wird, darüber finden sich bei Fetter und von Hippel keine Angaben, das ist nach Günther jedoch das größere Problem. Sie schließen jedoch folgenden Vergleich an: Die durchschnittliche Dosis, die durch abgereichertes Uran aufgenommen wird, entspricht der Hälfte der durchschnittlichen Dosis, die eine Familie in einem typischen Einfamilienhaus durch Radon aufnimmt.

Für Radon nennen Fetter und von Hippel eine Lungenkrebstodesrate von 1:20 000. Für abgereichertes Uran wäre die Lungenkrebstodesrate demnach noch einmal um die Hälfte geringer.

Sie nennen dafür keinen Beleg, aber dieses beweist tatsächlich, daß das Lungenkrebsrisiko durch abgereichertes Uran relativ gering ist. Jeder fünfte von uns wird an Krebs sterben, das Lungenkrebsrisiko von Rauchern ist höher als das Lungenkrebsrisiko von Nichtrauchern infolge Radon 1:20 000. Für abgereichertes Uran wäre dann das Lungenkrebsrisiko 1: 40 000. Bei etwa zwei Millionen Bewohnern des Kosovo sind das in absoluten Zahlen fünfzig Menschen!

Eine solche Zahl ist vielleicht statistisch nicht meßbar. Immerhin gibt es nach dem Krieg im Kosovo dort keine funktionierende Verwaltung. Fetter und von Hippel haben also recht. Wenn jedoch in der Zweimillionenstadt Hamburg irgendein (nicht staatlich legitimierter) Terrorist den Tod von “nur” 50 Menschen verursacht, dann würde auch die “Zeit” in “Terroristenhysterie” verfallen.

Im übrigen haben auch Fetter und von Hippel festgestellt, daß die toxische Wirkung des Urans als Schwermetall wesentlicher ist. Die Gefährdung durch in die Knochen eingelagertes Uran als Alpha-Strahler mit dem Risiko der Verstrahlung des Knochenmarkes, was eine Schädigung der dort gebildeten Immunzellen zur Folge hat oder auch Leukämie, ist in der Studie von Fetter und von Hippel leider nicht untersucht worden.

Bei der Beurteilung von wissenschaftlichenStudien ist es aufschlußreicher, den Auftraggeber der Untersuchung und das Design der durchgeführten Studie zu betrachten, als Bewertungen vorzunehmen, die von “angesehenen Wissenschaftlern” und “obskuren Biologen” ausgehen. Es spricht nicht gerade für die wissenschaftsjournalistische Seriosität des Autors.

Der Innenraum eines getroffenen Panzers wird zur Hölle. Was wurde eigentlich im Kosovo verschossen? Nicht etwa explodierende Granaten, wie die Süddeutsche Zeitung zu berichten wusste, sondern Munition ohne Sprengwirkung. Ihr harter Kern besteht aus einem knapp zehn Zentimeter langen Stück abgereicherten Urans (depleted uranium, DU) – Abfall aus der Kerntechnik, weitaus harmloser als die in der Natur vorkommende Uranmischung. Verschossen wird das Zeug von der Bordkanone der A-10, und zwar abwechselnd mit normaler Munition; meistens enthält jede fünfte Patrone DU. Schwedischen Berechnungen zufolge verschießt eine A-10 pro Angriff etwa 50 bis 100 Patronen, also 10 bis 20 DU-Stifte, über einem schmalen Geländestreifen von 10 mal 50 Metern. Die Munition ist panzerbrechend. Sie ändert ihre Materialeigenschaft beim Aufprall und wird

zu einer extrem harten Lanze. Anschließend pulverisiert ein großer Teil des Materials und entzündet sich; im Innenraum des getroffenen Panzers bricht die Hölle los. Den im brennenden Panzer umherfliegenden Metallstaub konzentriert einzuatmen könnte in der Tat riskant sein – aber wovon reden wir da? Im Golfkrieg mussten 113 US-Soldaten erleben, dass ihr Fahrzeug von DU-Geschossen der eigenen Truppe zerstört wurde. 13 starben, 50 wurden verwundet: Es wäre, gelinde gesagt, unangemessen, in diesem Zusammenhang das geringe Risiko einer Verstrahlung zu problematisieren; sie ergäbe laut Unep-Bericht eine Strahlenbelastung, die noch innerhalb der Schwankungsbreite der natürlichen Belastung liegt. Noch geringer ist die Strahlendosis für jemanden, der während des Angriffs neben einem Panzer steht – und auch er wird davor am wenigsten Angst haben. Kurz darauf ist das Pulver dermaßen verteilt, dass es nach den Berechnungen beider Studien radiologisch keine Rolle mehr spielt. Freilich ist Uran ein Schwermetall wie Blei oder Cadmium, das die Nieren angreifen kann. Bis zum ersten Regen fliegt der Staub durch die Luft, danach wird er an Bodenstoffe gebunden. Um bis dahin so viel DU-Pulver einzuatmen, dass die Nieren geschädigt werden können, müsste jemand schon eine längere Zeit in der Wolke stehen bleiben, die von etlichen Geschosssalven hervorgerufen wurde – “ein höchst unwahrscheinliches Szenario”, schreiben Fetter/von Hippel. Auch das Betreten des zerschossenen Panzers gilt als unproblematisch, zumindest wenn eine Schutzmaske getragen wird. Wenn die Soldaten abziehen, kehren die Zivilisten in die Heimat zurück. Munitionsteile, schwarze Rückstände aus Uranmunition sowie zerschossene und ausgebrannte Fahrzeuge liegen im Gelände und in Ortschaften herum. Welche Gefahr geht davon aus? Kriegsgenerationen wissen: Munitionsreste muss man liegen lassen. Wer Uranstücke, die anders als manch andere Geschosse nicht explodieren können, ein paar Tage lang in der Hosentasche trägt, empfängt eine erhöhte Strahlungsdosis. Zwar droht keine Verbrennung und auch kein messbar höheres Krebsrisiko, schreiben Fetter/von Hippel, aber ein leicht vermehrtes Risiko könnte entstehen, wenn sich jemand einen Kettenanhänger daraus bastelt. Gefahr tritt freilich auf, wenn Uranstaub in den Magen-Darm-Trakt gerät – Vergiftungsgefahr, keine Strahlengefahr, es sei denn, jemand isst 30 Gramm lösliches oder gar 600 Gramm unlösliches Uranpulver (Fetter/von Hippel). Insbesondere Kinder, die an den Einschlagstellen kontaminierte Erde in den Mund nehmen, sind chemisch gefährdet (Unep-Studie). In den ersten Tagen sollten Tiere daran gehindert werden, an der kontaminierten Stelle zu grasen – in die Milch oder ins Schlachtfleisch könnte zu viel Schwermetall gelangen (was freilich auch im Fall von Bleigeschossen gälte); ein ähnliches Kurzzeitrisiko birgt das Grundwasser unmittelbar neben den Einschlagorten. Doch auch diese Risiken wären zu klein, um sie durch statistische Vergleichsstudien erfassen zu können, schreiben Fetter und von Hippel, und die Unep fügt an, dass die verbleibenden Stäube niemanden daran hindern sollten, in seine Heimat zurückzukehren. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte man die fraglichen Stellen absperren; würden sie anschließend umgepflügt und bewirtschaftet, verteilte sich das Restgift in ausreichendem Maße (Unep).

Richtig ist, daß Urangeschosse nicht wie Uranbomben detonieren. Wenn sie hingegen das harte Material eines Panzers oder auch nur das weiche eines menschlichen Körpers durchschlagen, wird die kinetische Energie in Wärme umgewandelt. Das Uran verbrennt zu Uranoxid. Jeder, der in der Schule Physik gehabt hat, weiß, daß Materie sich bei Erhitzung ausdehnt. Deshalb kann man zu Recht davon sprechen, daß Urangeschosse Einschläge und Wunden “vom Explosionstyp” verursachen. Die “Süddeutsche” hätte also ausführlicher und genauer beschreiben können, anstatt zu “explodierenden Granaten” zu verkürzen. Gero von Randows verbale Spitzfindigkeit gegenüber seinen Kollegen von der “Süddeutschen” ist jedenfalls angesichts der Leiden, die Urangeschosse verursachen, völlig unangemessen.

Laut von Randow ist das abgereicherte Uran “weitaus harmloser” als das natürlich vorkommende Uran. Das abgereicherte Uran besteht aus 99,8% U 238 und 0,2% U 235, das natürlich vorkommende Uran besteht aus 99,3% U 238 und 0,7% U 235. Für U 238 beträgt die spezifische Aktivität 12450 Bq/g und für U 235 80010 Bq/g. Somit kann der Leser leicht nachrechnen: Die Radioaktivität des abgereicherten Urans beträgt demnach 97,4% der gleichen Menge des natürlichen Urans. Ob diese Reduzierung um nur 2,6% die Bewertung “weitaus harmloser” rechtfertigt, darf bezweifelt werden.

Von Randow behauptet, daß die radioaktive Belastung innerhalb eines getroffenen Panzers noch innerhalb der Schwankungsbreite der Hintergrundstrahlung läge. Fetter und von Hippel haben berechnet, daß aus einem Geschoß etwa 1 kg Uranoxidaerosol entsteht. Die effektive Dosis von der Inhalation abgereicherten Urans, das aus der Anreicherung von Natururan herrührt, beträgt also 119 mSv pro Gramm Uran, ist dem Infoblatt des WISE-Uraniumprojekt zu entnehmen12. Im Mittel liegt die Hintergrundstrahlung bei 2,4 mSv pro Jahr13. Ein Fünfzigtausendstel des Uranoxidaerosols, das durch ein einziges Geschoß entsteht, also 0,02 g davon enthält eine radioaktive Dosis, die genauso groß ist wie die unserer Hintergrundstrahlung. Auch die Hintergrundstrahlung ist nicht ungefährlich, das ist am Beispiel Radon bereits gezeigt. Wenn der Soldat im Panzer nur 0,02 g des Uranoxidaerosols einatmet, hat er sein Lungenkrebsrisiko verdoppelt. Um die Konzentration des Uranoxides (1kg) so zu verdünnen, daß der Soldat bei nur einer einzigen Stunde Aufenthalt nicht mehr als diese 0,02g inhaliert, müßte der Innenraum seines Panzers schon so groß sein, wie ein Haus.

Selbstverständlich wird kein Mensch wissentlich 30 g Uranpulver essen. Wenn dieses jedoch sich in Nahrungspflanzen oder Milch nur in einer Konzentration von 1 zu 1 Million anreichert (das liegt wahrscheinlich unter jeder Nachweisbarkeitsgrenze), dann hat ein Mensch auch diese Menge in 40 Jahren aufgenommen. (Bei einer Konzentration von 1 zu 100000 bereits in vier Jahren und bei 1 zu 2000 in einem knappen Monat).

Zynisch klingt der Vorschlag der UNEP: “Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte man die fraglichen Stellen absperren; würden sie anschließend umgepflügt und bewirtschaftet, verteilte sich das Restgift in ausreichendem Maße.” Durch eben diese gleichmäßige Verteilung ist auch das Risiko verteilt. So ist sichergestellt, daß man keine statistische Veränderung nachweisen kann bei der Bevölkerung des Kosovo gegenüber anderer. Wir erinnern uns. Nach “Tschernobyl” wurde ebenfalls das Risiko verteilt: die Milch von strahlenbelasteten Kühen mit der von unbelasteten “gepanscht”, daß Grenzwerte eingehalten und das Risiko verteilt wurde. Bei stochastischer Verteilung des “Restgiftes” werden auch das Krankheitsrisiko stochastisch verteilt. Warum werden die “fraglichen Stellen” nicht abgetragen und sicher deponiert? Immerhin macht die UNEP ihre Interessenlage deutlich: die verbleibenden Stäube sollten niemanden daran hindern, in seine Heimat zurückzukehren. Die Staaten, die ihre Flüchtlinge wieder in den Kosovo abschieben wollen, können dies also gewissenlos tun.

Wie alles Wissen ist auch dieses nur vorläufig. Doch angesichts der Gesundheitsgefahren im ehemaligen Kriegsgebiet – von den Minen über Explosivmunition bis hin zu verbrannten Chemiefabriken und zur zusammengebrochenen Infrastruktur – ist es von ausgemachter Dreistigkeit, das vergleichsweise winzige Uranrisiko großzuschreiben. Und zynisch obendrein, denn es wird mit der Angst der beteiligten Soldaten gespielt.

Wer die Gefahr der Uranmunition hervorhebt, wird damit nicht die anderen Gefahren bagatellisieren. In Stojanka Aleksics Bewertung der größten Umweltkatastrophe der Geschichte spielt die Uranmunition nur eine Rolle neben vielen anderen Umweltverbrechen der NATO14.

Viele Soldaten und ihre Angehörigen wurde in diesen Tagen das “Balkan-Syndrom” fürchten gelehrt. Der Name rührt vom “Golfkriegs-Syndrom” her: eine Mixtur aus vielerlei Krankheitssymptomen. Jahrelang und mit großem Aufwand wurde in den USA nach den Ursachen gesucht. Außer Uranmunition kamen infrage: Pestizide, Insektensprays, Saddams Chemiewaffen, brennende Ölfelder, Stress, Impfungen. Nur eine dieser Hypothesen konnte bisher nicht entkräftet werden: die Verabreichung eines Medikaments gegen Nervengas. Im Irak wohlgemerkt, nicht im Kosovo. Bisher gibt es auch kein Balkan-Syndrom, und wenn dieser Begriff noch so oft wiederholt wird. Es könnte freilich demnächst auftreten, keine Frage, denn im Einsatzort wirken viele Gesundheitsgefahren, auch seelische. Einige Nato-Soldaten sind an Leukämie erkrankt, also an Blutkrebs. Eine grässliche Krankheit, deren Erwähnung bereits Angst einjagt. Doch wer sagt ihren Kameraden, die sich nun vor Leukämie fürchten, die Wahrheit? Wo lesen sie, wie viele Leukämiefälle statistisch normal sind? Oder dass die bisherigen Studien über den Uranbergbau, dessen Arbeiter ganz anderen Belastungen ausgesetzt sind, keinen Hinweis auf Leukämie brachten? Auf Lungenkrebs, das schon, aber der dürfte mit den besonderen Umständen im Bergbau zu tun haben. Und von wem erfahren sie, dass die radioaktiven Dosen aus verschossener Munition ein Nullum sind verglichen mit der Strahlenlast des Rauchens, eines Urlaubs im Schwarzwald oder eines Interkontinentalflugs? Von ihren Politikern jedenfalls nicht. Ob in Italien, Portugal oder Deutschland: es stehen Wahlen an. Da mag niemand als Abwiegler dastehen, zu nahe liegt der (irrige) Analogieschluss aus der BSE-Krise. Also gilt die Parole: Panik et Circenses. Zumal es jemanden gibt, gegenüber dem sie den starken Mann markieren können – die Amerikaner. Die haben zurzeit ja noch nicht einmal einen richtigen Präsidenten; die Katze ist fort, die europäischen Mäuse tanzen auf dem Tisch.

Die Tatsache, daß Leukämiefälle statistisch normal sind, heißt noch lange nicht, daß man sich mit deren Zunahme abzufinden hat. Auch die als “natürlich” bezeichnete Hintergrundstrahlung, die zu etwa einem Drittel durch von Menschen freigesetzte Strahlenquellen verursacht ist, ist niemals ungefährlich gewesen. Etliche Leukämiefälle sind auf diese Hintergrundstrahlung zurückzuführen. Deren Zunahme jedoch nicht. Das Problem liegt darin, bestimmte Leukämietodesfälle einer bestimmten Strahlenquelle zuzuordnen. Als in der Elbmarsch in der Umgebung des Reaktors Krümmel Kinder starben, wurde “wissenschaftlich bewiesen”, daß die radioaktive Belastung des Staubes auf den Dachböden von Geesthacht auf die überirdischen Atomwaffentests zurückzuführen seien und nicht auf den Betrieb des Atomreaktors.

Daß das Rauchen in Sachen Lungenkrebs an erster Stelle kommt, ist bereits oben erwähnt. Radon kommt an zweiter Stelle und die Uranmunition hat einen Anteil, der nach Fetter und von Hippel halb so groß ist wie der von Radon. Aber rechtfertigt die Tatsache, daß Menschen rauchen, den Einsatz von Urangeschossen? Der Anteil von Rauchern ist unter Soldaten größer als unter Kriegsdienstverweigereren. Soll es deshalb erlaubt sein, sie einer zusätzlichen Gefahr auszusetzen?

Die ortsansässige Bevölkerung im Schwarzwald hat tatsächlich ein höheres Erkrankungsrisiko. Urlauber, die sich dort nur kurzfristig aufhalten nicht. Im Interkontinentalflugzeug hält man sich gewöhnlich nur wenige Stunden auf. Für Piloten und Stewardessen gibt es maximale Flugzeiten (pro Jahr und pro Berufsleben), schwangere Stewardessen und Pilotinnen bleiben am Boden! Meint Gero von Randow, nur weil es Regionen gibt, die ohnehin schon belastet sind, deshalb sei es gerechtfertigt, eine bislang geringer belastete Region durch Urangeschosse so zu belasten, daß das Erkrankungsrisiko auf das höhere Maß des Schwarzwaldes ansteigt?

Die meisten europäischen Verbündeten der Vereinigten Staaten fordern mittlerweile von ihrem einigermaßen verdutzten Partner, auf DU-Munition zu verzichten, wenigstens vorläufig. Der deutsche Kanzler gehört sogar zu den Wortführern, unterdessen aus dem Bundestag noch ganz andere Töne zu hören sind: Von “Kriegsverbrechen” spricht Margot von Renesse (SPD) und bringt den Internationalen Gerichtshof ins Spiel – solche Töne kannte man bisher nur aus dem privaten Staatsrundfunk des Slobodan Milosevic oder den Fernsehansprachen Saddam Husseins, die stets behauptet hatten, die USA würden ihre Herrschaftsgebiete radioaktiv verseuchen. Jahrelang hatten sie diese Propaganda über das Internet und auf Konferenzen verbreitet, weitgehend ohne Erfolg.

Der Verzicht von Uranmunition ist zwingend notwendig. Der Einsatz der Uranmunition erfüllt den Tatbestand eines Kriegsverbrechens. Dieses geht aus Stellungnahmen von zahlreichen Juristen hervor, stellvertretend hier Hans-Joachim Heintze15: Artikel 23 a der Haager Landkriegsordnung (LKO) vom 18. November 1907 verbietet die Verwendung von Gift und vergifteten Waffen, woran die USA gebunden sind. Es handelt sich bei diesem Verbot nicht nur um die älteste Einschränkung hinsichtlich der Kampfmittel, die entsprechende Regel der LKO trägt unstrittig auch gewohnheitsrechtlichen Charakter. Dieses Verbot gilt im Übrigen gemäß Artikel 54, Zusatzprotokoll I (ZP I) der Genfer Konvention, auch für die Vergiftung von Nahrungsmitteln.

Vom ehemaligen amerikanischen Justizminister Ramsay Clark gibt es ähnliche Aussagen. Es ist also nicht nur eine SPD-Abgeordnete, Slobodan Milosevic oder Saddam Hussein. Im übrigen wäre eine Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, unabhängig davon, von wem sie kommt. Und da ist es unbestritten wahr, daß die USA Teile ihres Herrschaftsgebietes radioaktiv verseucht hat. Die USA ist für weit mehr als die Hälfte aller überirdischen Atomwaffenteste verantwortlich. Insbesondere “Indianerland” ist seitdem unbewohnbar. Die “zivile” Nutzung der Atomenergie führte zur Verseuchung des Three-Mile-Island. Und auch das pazifische Bikini-Atoll ist Herrschaftsgebiet der USA. Saddam Hussein hat hier ausnahmsweise einmal recht und er selbst hat sein Land nicht radioaktiv verseucht. Allerdings hat er sein Land chemisch verseucht, in dem er Giftgas gegen die kurdische Bevölkerung im eigenen Land einsetzte. Nach Angaben der antiirakischen Allianz im Golfkrieg und auch der USA hat er dort kein Giftgas einsetzen lassen. “Saddams Chemiewaffen” sind ursächlich für den Tod Tausender Kurden, sie können jedoch nicht ursächlich für das Golfkriegssyndrom sein

Nun ist die Lage eine andere. Sie erlaubt es offenbar einigen, ihr schlechtes Gewissen loszuwerden: Ehemalige Friedenskämpfer, die dem Kosovo-Krieg zugestimmt hatten und jetzt ein entschlossenes “so nicht!” gen Washington schmettern. Während Scharping in den ersten Tagen der Uranhysterie noch Schwierigkeiten hatte, den Mund aufzumachen, verlangte die grüne Bundestagsfraktion bereits die “internationale Ächtung der Uranmunition” – Frieden schaffen mit sauberen Waffen.

Die Forderung lautet immer noch “Frieden schaffen ohne Waffen”. “Saubere Waffen” ist eine Utopie ewiggestriger Militärs. Es spricht allerdings nichts dagegen, mit der Ächtung besonders schmutziger Waffen zu beginnen. Wenn die “ehemaligen Friedenskämpfer, die dem Kosovo-Krieg zugestimmt hatten” jetzt einsehen, was sie angerichtet haben, ist späte Einsicht immer noch besser als “Augen zu und durch”.

Dabei wäre von Scharping durchaus etwas zu fordern, von ihm und den anderen Verteidigungsministern der Nato: eine statistische Studie, um herauszufinden, ob die Balkan-Einsätze eine besondere Leukämiegefahr mit sich bringen – nicht wegen der Munition, sondern zum Beispiel wegen der Risikofaktoren Benzol (im Treibstoff und hydraulischen sowie Schmierflüssigkeiten) und Viren. Dafür müssten das Alter der Soldaten, ihr Risikoverhalten (Rauchen!) und etliche Daten mehr erhoben werden, sagt Maria Blettner, die Vorsitzende der Strahlenschutzkommission. Daraus ließe sich die Zahl der zu erwartenden Leukämiefälle ermitteln. Anschließend müssten die diagnostizierten Leukämien gezählt und bewertet werden – dann erst weiß man, ob es überhaupt eine Häufung gibt, die weitere Studien erfordert. Wieso setzt sich kein Politiker dafür ein? Weil es Dringlicheres gibt. Gerhard Schröder muss sein abrutschendes Kabinett in den Griff kriegen, die Nato-Europäer müssen aufpassen, dass das Bündnis nicht noch mehr Risse bekommt. Das Uran hat einiges durcheinander gebracht. Was sich durchaus anders ausdrücken ließe: Slobodan Milosevic und Saddam Hussein haben eine Propagandaschlacht gewonnen.

Die Forderung nach einer empirischen Studie ist richtig. Nur Scharping ist der falsche Adressat. Von ihm gibt es eine Aussage, die beweist das er dafür der falsche Mann ist: “In der Bundeswehr ist – genauso wie bei Polizei, Gerichten, Journalisten, Politikern – die Häufigkeit bestimmter Erkrankungen völlig gleich ist… Ich rede nicht von der statistischen Verteilung. Ich rede davon, ich zunächst einmal kucken muss, ob es in der Bundeswehr eine auffällige Häufung von Erkrankungen gibt. Dann kann ich prüfen, ob diese auffällige Häufung von Erkrankungen – die es nicht gibt – in irgendeinem Zusammenhang mit dem Einsatz steht. Und da kann ich nur sagen, erkennbar nicht. Alle Informationen, die ich auf den Tisch bekomme, signalisieren, es gibt keinen Zusammenhang zwischen einer aufgetretenen Leukämie, Krebs oder anderen Erkrankung und einem Einsatz im Balkan.16

Die Aussage von Minister Scharping besagt nur, daß er von Epidemiologie keine Ahnung hat. Soldaten sind männlich, überwiegend jung, gesund (bei der Musterung werden kranke vorher aussortiert). Bei Polizei, Gerichten, Journalisten und Politikern ist der Anteil der Frauen größer. Das Alter ist deutlich höher. Damit ist der Gesundheitszustand häufig schlechter. Körperlich Kranke werden nicht aussortiert. Da dieses keine Berufe sind, die körperlich so viel abverlangen, werden diese Berufe überzufällig häufig von Personen mit schwächlicher Konstitution gewählt, etwa im Gegensatz zu Bauarbeitern, Landwirtschaft und Seefahrt. Für Leukämieerkrankungen spielt die körperliche Konstitution eine entscheidende Rolle. Es erkranken alte Menschen, immungeschwächte, Kinder. Jedenfalls nicht junge, gesunde Männer. Sollten also tatsächlich die Leukämierate auf dem Niveau der Durchschnittsbevölkerung liegen oder gar auf dem altersbedingt durchschnittlich höheren Niveau von Richtern, Journalisten, Politikern, so ist das ein sehr bedenklicher Befund. Die Vergleichsgruppe müßte ebenfalls aus jungen, gesunden Männern bestehen, etwa Zivildienstleistende, die zuvor nach den gleichen Kriterien tauglich gemustert wurden. Natürlich ist es notwendig, auch andere Risikofaktoren miteinzubeziehen. Wenn es stimmt, daß Soldaten dem krebserregnden Benzol ausgesetzt werden: warum wird das nicht unverzüglich abgestellt?

Scharping zeigt seine Voreingenommenheit im besagten Interview. Wenn er eine Studie durchführen läßt, steht das Ergebnis von vornerherein fest. Und es gibt zahlreiche Belege aus anderen Studien, wie durch weglassen gefälscht wird:

  • z.B. Strahlenbelastung: sie wurde gemessen und angegeben aus 1 m Entfernung.

Wenn man weiß, daß Uran 238 ein Alpha-Strahler ist und weiß, daß Alpha-Strahlung in Festkörpern und im Körpergewebe etwa 1 mm Reichweite hat und in Luft oder Dampf (Wilsonsche Nebelkammer) maximal 7 cm, dann ist von vornherein klar, daß man nichts bedenkliches messen wird!

  • z.B.: Stoffwechsel: die Einlagerung des schwer wasserlöslichen Urans in Knochen wird nicht erwähnt und wohl auch nicht untersucht. In anderen Studien maß man die Uranausscheidung im Urin. Weil nur schwer wasserlöslich, wird man eine vermehrte Ausscheidung dort am wenigsten erwarten. Originalton Scharping:

Frage (Ruprecht Eser): Sachlich belastbar bleibt Ihre Äußerung, dass das Strahlenrisiko für den Soldaten auf dem Balkan vernachlässigbar ist?

Antwort: Das sagen mir alle Mediziner, alle Wissenschaftler, die wir damit beschäftigt haben. Und das ist ein rundes Dutzend In dieser Untersuchung, Soldaten, die im Kosovo eingesetzt waren – in der Nähe der möglicherweise kontaminierten Gebiete -, Kontrollgruppe in der Zivilbevölkerung, Kontrollgruppe bei anderen Soldaten: Es ist keine Abweichung feststellbar, mit einer einzigen Ausnahme. Es gibt einen Menschen, der hat einen etwas erhöhten Wert aufgewiesen, unkritisch, aber etwas erhöht, und das ist aufgeklärt worden: Der hat jeden Tag drei Liter Mineralwasser getrunken”17

Was soll das? Scharping versucht uns also weiszumachen, daß das Mineralwasser die Ursache für die Uranausscheidung ist. Gibt es eine Uranbelastung im Mineralwasser?18

Logisch und wahrscheinlich ist folgender ursächlicher Zusammenhang: Wir haben gelernt, daß Uranoxid als Staub inhaliert wird. Es wird vor allem in den Knochen abgelagert. Es ist sehr schwer wasserlöslich. Aufgrund der nahezu Unlöslichkeit in Körperflüssigkeiten kommt Uran im Urin nicht in großen Mengen vor.

Die Ausscheidung liegt in der Größenordnung Nanogramm/ml, die Urankonzentration im Urin liegt bei etwa 1 : 1 Milliarde . Was hat der Soldat gemacht, der so viel Wasser trank? Er hat seinen Körper kräftig durchgespült. Somit ist es möglich, daß auch bei einer sehr schlechten Löslichkeit des in den Körperknochen eingebauten Uranoxids geringe Mengen wieder ausgeschwemmt und in den Urin gelangen. Mediziner nennen das “forcierte Diurese” und das ist eine allgemein übliche Erste-Hilfe-Maßnahme bei Vergiftungen: riesige Trinkmenge, eventuell kombiniert mit diuretisch wirksamer Medizin.

  • z.B.: Krebsrisiko: In diesem Artikel von von Randow und dessen Quellen wird sich auf Lungenkrebs konzentriert, Für Blutkrebs fanden sich keine Angaben und auch auf Knochenkrebs wurde offensichtlich gar nicht erst untersucht.

Scharping hat ja offensichtlich selbst eingesehen, daß er der falsche Mann ist für eine solche Untersuchung. Er hat für die Untersuchung der Urangeschosse einen Sonderbeauftragten eingestellt auf den er sich verlassen kann: Theo Sommer. Und hier wird deutlich, wie es mit der Unabhängigkeit des “Wissenschaftsjournalisten” Gero von Randow bestellt ist.

Laut Impressum der “Zeit” ist Theo Sommer Mitglied im Beirat. Gero von Randow ist Redakteur, der in der “Zeit” veröffentlicht. So ist anzunehmen, daß die Veröffentlichung von Gero von Randows Beitrag in der “Zeit” in Abstimmung und nicht zufällig erfolgte. Theo Sommer erweist sich als zuverlässig im Sinne seines Auftraggebers Scharping, “Die Zeit” outet sich als Regierungssprachrohr, und der Redakteur, Gero von Randow, betreibt gegenüber der Konkurrenz Journalistenschelte.

Ab wann war die Gefahr durch DU bekannt?

Forschungsarbeiten von Prof. Günther im Irak erste Hälfte der 90er Jahre Veröffentlichungen hier etwa ab 1995

Die US-Regierung hat 1998 selbst ins Internet gestellt, daß DU Krebs erzeugt, trotzdem hatte sie es gegen Jugoslawien und im Kosovo eingesetzt.

Anfrage in Bundestag:

Auf eine Anfrage eines SPD-Abgeordneten hatte 1995 das damalige CDU-geführte Verteidigungsministerium geantwortet: «Nach Erkenntnissen der Bundesregierung haben die in Deutschland stationierten US-Streitkräfte DU-Munition im Bestand. Ein Verschuss zu Übungszwecken ist in Deutschland mangels geeigneter Übungseinrichtungen nicht möglich und daher untersagt.»

(Ist aber trotzdem wohl geschehen)

Wenn es keine Gesundheitsgefährdung geben würde hätte man bedenkenlos antworten können:

Ein Verschuß zu Übungszwecken kann auf jedem Schießplatz durchgeführt werden.

Bitte bei allen Veröffentlichungen hinweisen für die, die weitere Informationen wollen:

http://www.uranmunition.de

Dr. med. Ralf Cüppers

Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, Postfach 1426, 24904 Flensburg

für Rückfragen:

Tel. und Fax: 0045 7446 7494

email: flensburg@bundeswehrabschaffen.de

1 so Holger Strohm: “Warum auch geringe Radioaktivität lebensgefährlich ist”

2 http://www.uranmunition.de/halbew.htm

3 Infoblatt des WISE-Uranium Project (http://www.antenna.nl/uranium/pdf/durepd.pdf)

4 Professor Dr. med. Stojanka Aleksic “Die größte Umweltkatastrophe der Geschichte” http://www.pazifismus.de/aleksic.htm

5 http://ehpnet1.niehs.nih.gov/docs/1998/106p465-471miller/abstract.html

6 Aussagen von Professor Günther sind auf der Seite www.uranmunition.de dokumentiert.

7 siehe homepage http://www.baubiologie.net/docs/radioaktivitaetsmessung.html des Berufsverbandes Deutscher Baubiologen.

Für die schädliche Wirkung der Uranmunition spielt Radon eine vergleichsweise geringe Rolle. Es ist hier hervorgehoben, da für dieses in der weiter unten von von Randow zitierten Studie von Fetter und von Hippel Zahlen genannt wurden.

8 siehe auch: http://www.uranmunition.de

9 http: www.greenpeace.de/GP_DOK_3P/BROSCHUE/ARGUMENT/C02AR04.htm

10 siehe auch: http://www.uranmunition.de

11 http://www.bullatomsci.org/issues/1999/nd99/nd99vonhippel.html

12 http://www.antenna.nl/uranium/pdf/durepd.pdf

13 http://www.iaag.geo.uni-muenchen.de/sammlung/Strahlenbelastung.html

14 Professor Dr. med. Stojanka Aleksic “Die größte Umweltkatastrophe der Geschichte” http://www.pazifismus.de/aleksic.htm

15 Dr. Hans-Joachim Heintze ist Dozent am Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht an der Ruhr-Universität Bochum und verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift Humanitäres Völkerrecht. http://www.freitag.de/2001/05/01050703.htm

16 entnommen aus dem ZDF Interview von Eser, dokumentiert auf http://www.bundeswehr.de

17 entnommen aus dem ZDF Interview von Eser, dokumentiert auf http://www.bundeswehr.de

18 http://www.iaag.geo.uni-muenchen.de/sammlung/Strahlenbelastung.html

Wolfram-Legierungen sollten das strahlende und hochgiftige Material ersetzen. Doch auch die neuen Projektile können aggressive Krebsgeschwüre auslösen.

Seit den siebziger Jahren war es die Waffe der Wahl im Kampf gegen feindliche Panzer: Geschosse, die mit abgereichertem Uran (“depleted uranium”, DU) gefüllt und dadurch so schwer sind, dass sie allein durch die Wucht ihres Aufpralls starke Panzerungen durchschlagen. Der Nachteil: Das abgereicherte Uran ist radioaktiv und hochgiftig. Insbesondere in besiedelten ehemaligen Kriegsgebieten gab es vermehrte Krebsfälle in der Bevölkerung. Gefahr besteht auch für Unbeteiligte: Vom Menschen eingeatmet, lösen sich die Uranpartikel in der Lunge auf und gelangen so in die Blutbahn und ins Gewebe. Auch über Wunden kann die Substanz in den Körper eindringen und Vergiftungen oder Krebs auslösen. In den Boden geschossene Uranmunition kann Schätzungen zufolge in fünf bis zehn Jahren vollständig korrodieren und das Uran ins Grundwasser abgeben.

Obwohl das US-Militär eine Gesundheitsgefahr für Zivilisten und Soldaten durch Uranmunition stets bestritten hat, wurde die vollständige Umstellung auf Wolframgeschosse erwogen, die schon heute breite Verwendung in den Streitkräften der USA und anderer Staaten finden. Manche Geschosstypen wurden schon vor Jahren von Uran auf Wolfram umgestellt, wie etwa 1988 die panzerbrechende Munition für die in US-Kampfjets und auf Schiffen eingesetzte 20-Millimeter-Kanone.

Der amerikanische “Abrams”-Panzer benutzt ebenfalls Wolfram-Geschosse, zudem wurde das Metall auch in kleinkalibrigen Projektilen schon im Irakkrieg von 1991 eingesetzt. Die Bundeswehr verwendet im Leopard-2-Kampfpanzer die von Rheinmetall W&M entwickelte “LKE-2”-Munition mit einem Kern auf Wolfram-Basis.

Stark krebserregende Wirkung des Schwermetalls Wolfram

Wolfram verfügt über eine ähnliche Dichte wie abgereichertes Uran, ohne aber über dessen Radioaktivität zu verfügen. Jetzt aber stellt sich heraus, dass Wolfram doch nicht so ungefährlich ist, wie es die Streitkräfte gerne hätten. Schon 2003 hatte das Radiobiology Research Institute des US-Militärs davor gewarnt, dass kleine Wolfram-Bruchstücke im menschlichen Körper Tumoren verursachen könnten.

In einer weiteren Studie sieht das Institut mit Sitz in Bethesda diese Befürchtung nun bestätigt. Ein Team um John Kalinich hat bei Versuchen an Ratten eine stark krebserregende Wirkung von Legierungen mit dem Schwermetall beobachtet. Kalinich und seine Kollegen haben 92 Ratten Wolframstücke von einem mal zwei Millimetern Größe in die Muskelschicht der Hinterbeine implantiert. Damit simulierten sie eine Verletzung, wie sie Menschen erleiden können, wenn sie von Splittern eines solchen Projektils getroffen werden. Alle Ratten bildeten innerhalb weniger Monate aggressive Tumoren rund um die Metallsplitter aus, berichten die Wissenschaftler. Anschließend seien lebensbedrohliche Metastasen in der Lunge entstanden. Je höher die Dosis an implantiertem Wolfram gewesen sei, desto schneller sei ein Tumor entstanden. Die Ratten der Kontrollgruppe, denen die Forscher das Metall Tantal einsetzten, blieben hingegen gesund.

Labormäuse, denen Trinkwasser mit geringen Mengen einer Wolframverbindung gegeben wurde, wurden untersucht, um zu sehen, wo in ihren Körpern das Wolfram endete. Die höchsten Wolframkonzentrationen wurden in der Milz, einer der Hauptkomponenten des Immunsystems, und im Knochenmark, der ursprünglichen Quelle aller Zellen des Immunsystems, gefunden wurden. Immunschädigende Wirkung ist bei Wolfram ebenso anzunehmen wie beim Uran.

Die Behauptung, Wolframmunition sei ungefährlich für Mensch und Umwelt, ist jedenfalls falsch. Es wurde behauptet, Wolfram sei relativ ungiftig, und einmal in der Umwelt (wie in einer aufgebrachten Kugel) blieb das Metall intakt und sickerte nicht in den umgebenden Boden. Vor einigen Jahren fanden Forscher Wolfram im Grundwasser. Quelle war das Camp Edwards, eine Basisstation der Massachusetts National Guard,    die in den 1990er Jahren auf Wolfram-Nylon-Trainingsmunition umgestellt wurde.

Diese Ergebnisse sind nicht überraschend. Abgereichertes Uran hat nicht nur die radioaktive Schädlichkeit. Uran ist ein Schwermetall und die Schwermetallvergiftung hat einen großen Anteil an der Erkrankung durch abgereichertes Uran. Wird Uran durch Wolfram ersetzt, ist nur die radioaktive Schädlichkeit vermieden. Die Schwermetallvergiftung gibt es bei Wolfram und Uran gleichermaßen.

1. Soldaten in den NATO-Armeen

Eine unabhängige Untersuchung über die Existenz des Golfkriegssyndroms fand 2004 in Großbritannien statt. Angeleitet wurde sie vom ehemaligen Richter Lord Lloyd von Berwick und ergab, dass vorhandene Studien vom Verteidigungsministerium ignoriert und die Existenz dieses Syndroms durchweg geleugnet werden. Der Bericht besagt, dass Veteranen zweimal so oft an Gesundheitsproblemen leiden, als wenn sie in einem anderen Beruf gearbeitet hätten. Es wurde akzeptiert, dass die Gründe hierfür in einer Kombination: u. a. der Einatmung von Uranstaub („abgereichertes“ Uran), verschiedene Impfungen, dem Einsprühen der Zelte und geringen Nervengasen, liegen.

Es wurde erklärt, obwohl weitere Untersuchungen notwendig seien, es keine Gründe für das Verteidigungsministerium geben kann nicht zu akzeptieren, dass die Krankheiten die Ergebnisse des Einsatzes in der Golfregion von 1991 sind.

Die Frage, ob diese Krankheiten als Syndrom bezeichnet werden können wurde bejaht. Diese Symptome sind sehr umfassend und das Ungewöhnliche ist das Ausmaß und die Intensität dieser Krankheitssymptome. Es wird davon ausgegangen, dass ca. 6000 britische Veteranen hieran leiden. Ihre Probleme beinhalten Krebs, chronische Müdigkeit, Hautausschläge, traumatischer Stress und schmerzende Gelenke.

Tony Flint von der Nationalen Golfkriegsveteranen und Familien Organisation sagte: “dieser Bericht wird dem gerecht, was Veteranen bereits seit vielen Jahren über das Golfkriegssyndrom sagen. Der Bericht war um ein vielfaches besser als ich mir vorstellte und das Golfkriegssyndrom endlich anerkannt zu bekommen, bedeutet uns eine sehr viel“.

Bereits im Oktober 2000 hatte der jugoslawische Botschafter in der Tschechischen Republik, Djoko Stojicic, vor der Presse in Prag erklärt, daß KFOR-Soldaten im Kosovo seit langem Gesundheitsprobleme haben, die »mit großer Wahrscheinlichkeit« im Zusammenhang mit der von der NATO massenhaft verschossenen DU-Munition stehen. Belgische und holländische Truppen werden durch ihren Regierungen angewiesen, keine lokalen Produkte zu essen. Kleidungsstücke müssen beim Verlassen des Kosovo zerstört und Fahrzeuge dekontaminiert werden. Selbst Trinkwasser wird angeblich eingeflogen. Der portugiesische Verteidigungsminister beschwert sich, vom NATO-Generalsekretär nicht gewarnt worden zu sein, bevor er seine Truppen im Kosovo in Gebiete schickte, die angeblich besonders von DU-Munition verseucht sind. Deshalb, so Diario de Noticias, hatte Minister Castro Caldas das NATO-Hauptquartier in Brüssel darüber unterrichtet, daß Portugal den Rückzug seiner Truppen aus dem Kosovo beabsichtigt, um sie in Ost Timor zu stationieren. Ob Portugal tatsächlich auf die 302 Soldaten im Kosovo angewiesen ist, um das Ost-Timor-Kontingent zu verstärken, darf angezweifelt werden. Aber ohne Zweifel wäre es eine geschickte Erklärung, um die Großen innerhalb der NATO nicht zu verärgern. So die „junge Welt“ 25.10.2000.

In der dänischen Zeitung Jyske Vestkysten erschienen 2001 mehrere Artikel, nach denen nicht nur dänische Golfkriegsveteranen erkrankt waren, sondern auch, daß es Schäden und Krankheiten bei der Hälfte der Kinder gibt, die nach dem Aufenthalt der Väter in der Kriegszone geboren wurden. Probleme mit der Atmung, Gelenkkrankheiten und gewaltige Ekzeme sind einige der Krankheiten, die sowohl die Väter als auch ihre Kinder ertragen müssen. Die verschiedenen Formen der Ekzeme    betreffen normal etwa jedes fünfte dänische Kind. Bei den Kindern der Golfveteranen ist die Zahl mehr als doppelt so groß.

Medizinische Experten untersuchten, ob die radioaktive Strahlung unter der “Kampagne” (damit ist das Bombardement des Kosovo durch die NATO gemeint) der Grund dafür war, daß ein halbes Dutzend italienischer Soldaten jetzt Krebs bekommen hat. Drei italienische Veteranen der friedenserhaltenden Truppe in Bosnien sind im letzten Jahr an Blutkrebs gestorben und vier Flugzeugmechaniker sind gleichfalls an Krebs gestorben. Darüber hinaus sind eine Reihe
anderer Krebsausbrüche bei anderen Soldaten von der Kosovo-“Kampagne” registriert.
Als Strahlungsquelle werden panzerbrechende Urangeschosse angenommen, die
Plutonium beinhalten.

Fünf französische Soldaten, die an Militäroperationen auf dem Balkan teilgenommen haben, sind an Blutkrebs erkrankt. Dennoch hält sich die Pariser Regierung in der Diskussion über das so genannte Balkan-Syndrom auffallend zurück. Auch Frankreich verfügt über Uran-Munition. Weder der gaullistische Staatspräsident Jacques Chirac noch der sozialistische Premierminister Lionel Jospin ließen kritische Äußerungen an die Adresse der Nato beziehungsweise der USA vernehmen. Nach ihrem Kenntnisstand gebe es keine wissenschaftliche Beweise, dass zwischen den Leukämiefällen und der Verwendung von Uran-Munition durch die US-Streitkräfte ein Zusammenhang bestehe, erklärte Verteidigungsminister Alain Richard vergangene Woche. Allerdings können sich französische Soldaten, die auf dem Balkan eingesetzt waren oder sind, auf mögliche Leukämie-Erkrankungen untersuchen lassen, so der Generalarzt der Streitkräfte, Jean-Yves Tréguier.

Der 41-jährige britische Soldat Kevin Rudland reparierte als Mitglied einer internationalen Friedenstruppe von Dezember 1995 bis April 1996 in Bosnien Panzer, die häufig Uran-Geschosse abfeuerten. Seinen dramatischen körperlichen Verfall seither erklärt sich Rudland aus dem Uranstaub, mit dem er während seiner damaligen Tätigkeit Kontakt hatte: “Mein Leben ist regelrecht zerstört worden.” Schutzkleidung habe es in Bosnien nicht gegeben, man habe ihm einfach geraten, die Hände regelmäßig zu waschen. Dass die Geschosse uranhaltig waren, habe niemand gewusst.

Bisher handelten die Berichte “nur” von toten und erkrankten NATO-Soldaten, und überwiegend von der Krankheit Leukämie. Das Ausmaß der Katastrophe ist größer:

1. es ist nicht anzunehmen, daß die einheimische Bevölkerung in Bosnien und Kosovo die Uranvergiftung besser verträgt als die NATO-Soldaten. Wer untersucht und behandelt die Menschen in Bosnien und Kosovo? Die NATO hat uns vorgelogen, daß ihr Einsatz dazu dient, daß die Menschen wieder in ihrer Heimat leben können, aus der sie durch den Krieg vertrieben worden sind. Nach dem “Erfolg” der NATO werden Kriegsflüchtlinge wieder nach Bosnien und ins Kosovo zurückgeschickt, auch von den deutschen Ausländerbehörden dorthin abgeschoben, oft gegen den ausdrücklichen Willen der Flüchtlinge, genau dorthin, wo sie nach dem Einsatz der Uranmunition einer lebensgefährlichen Vergiftung ausgesetzt werden. Dieses ist aufgrund der Gesundheitsgefährdung verantwortungslos. Bereits abgeschobene Flüchtlinge müssen die
Möglichkeit bekommen, in ein Land ihrer Wahl auszureisen, bevor sie erkranken. Die NATO-Länder, die für die Verseuchung ihrer Heimat verantwortlich sind, dürfen den Flüchtlingen nicht ein dauerhaftes Bleiberecht verwehren. 2. die Leukämie ist nur eine der gesundheitsschädlichen Folgen der Uranvergiftung und noch nicht einmal die wichtigste. Vielleicht nur die auffälligste.

Zahlenmäßig größere Bedeutung wird die Schädigung der Immunabwehr als Folge der Uranvergiftung bekommen. Hier sterben die Menschen allerdings nicht an einem einheitlichen Krankheitsbild (wie bei der Leukämie) sondern an einer Vielzahl von verschiedenen Erkrankungen, die aufgrund der geschädigten Immunabwehr tödlich verlaufen, während sie bei intaktem Immunsystem leicht überlebt werden. Dieser Zusammenhang ist seit AIDS öffentlich bekannt.
So ist zum Beispiel ein im Kosovo stationierter Bundeswehrsoldat an Meningitis erkrankt und verstorben. Üblicherweise sterben an Meningitis nur kleine Kinder und sehr alte Menschen. Ein ansonsten gesunder junger Mann mit intaktem Immunsystem braucht normalerweise keine Angst haben, daß er eine Meningitis nicht überlebt. Aus der Presseveröffentlichung über den toten Bundeswehrsoldaten ging nicht hervor, daß bei diesem außergewöhnlichen Todesfall die Ursache der Immunschwäche untersucht worden sei.
3. Die chemisch toxische Wirkung des Urans darf nicht vergessen werden. Uran ist schon aufgrund seiner chemischen Eigenschaft als Schwermetall hochtoxisch. (selbst dann, wenn es gar keine Radioaktivität gäbe) Wird die Bevölkerung von Bosnien und Kosovo auf Schwermetallvergiftung,
Leber- und Nierenschäden untersucht?

2. Zivile Opfer im Irak

Häufung bestimmter Krankheiten nach Bombardierungen

Ein Korrespondent des Christian Science Monitor ist mit dem Geigerzähler durch Bagdad gegangen und in stark unter Beschuß genommenen Gebieten konnte er eine radioaktive Strahlung feststellen, die um das 1000- bis 1900-Fache über der in anderen Wohngebieten lag.

Nach dem Krieg stieg die Zahl bestimmter Krankheitsfälle innerhalb weniger Jahre drastisch an, besonders in den Provinzen, die am stärksten Bombardierungen während des Golfkrieges ausgesetzt waren. Wie die Tabellen 2 bis 4 zeigen, stieg die Zahl der registrierten Krebsfälle in Thi-Qar und Misan im Süden bis 1994 auf das sechsfache und mehr, in Basra um das zweieinhalbfache und in Bagdad immerhin auf das eineinhalbfache des Vorkriegswertes an. Ähnliche Häufungen sind auch bei Fehlgeburten und angeborenen Missbildungen zu beobachten.

Besonders auffällig ist der Anstieg bestimmter Krebsarten bei Kindern unter 15 Jahren: Hier mußte 1999 bei verschiedenen Formen von Leukämie ein Anstieg von 100 Prozent im Vergleich mit 1990 registriert werden, nachdem dieser Anstieg 1997 schon bei 60 Prozent lag. Betrachtet man alle Krebserkrankungen bei Kindern, so erkrankten 1999 dreieieinhalb mal soviele wie 1990. Bereits 1997 waren es mehr als doppelt soviele (120 Prozent). Die Gesamtzahl aller Krebserkrankungen betrug 1999 10,1 pro 100.000 Kindern unter 15 Jahren. Im Vergleich dazu betrug sie 1990 nur 3,98 und 1997 bereits 7,22.

Tabelle: Registrierte Krebsfälle in Bagdad und anderen Provinzen

Provinz

Jahr 1989

Jahr 1994

Faktor

1

Bagdad

4183

6427

1,54

2

Ninive

1500

1629

1,09

3

Basra

180

461

2,56

4

Tamin

86

114

1,33

5

Misan,

37

218

5,89

6

Anbar

51

95

1,86

7

Salahudin

90

94

1,04

8

Thi-Qar

72

489

6,79

9

Muthanna

27

59

2,19

10

Wasit

44

69

1,57

11

Diyala

69

134

1,94

13

Najaf

70

126

1,80

14

Kerbala

28

45

1,61

15

Qadisa

53

86

1,62

Insgesamt

6563

10212

1,56

Tabelle: Tot- und Fehlgeburten in Bagdad und anderen Provinzen

Provinz

Jahr 1989

Jahr 1994

Faktor

1

Bagdad

6281

7729

1,23

2

Ninive

2364

3440

1,46

3

Basra

2137

3618

1,69

4

Tamin

1458

1826

1,25

5

Misan

1879

3196

1,70

6

Anbar

2351

2622

1,12

7

Salahudin

1611

1507

0,94

8

Thi-Qar

1491

2728

1,83

9

Muthanna

1015

707

0,70

10

Wasit

1234

1882

1,53

11

Diyala

1219

1724

1,41

13

Najaf

987

2480

2,51

14

Kerbala

1138

2316

2,04

15

Qadisa

1223

2627

2,15

Insgesamt

27770

41716

1,50

Tabelle:     Registrierte Fälle angeborener Anomalien in Bagdad und anderen Provinzen

Provinz

Jahr 1989

Jahr 1994

Faktor

1

Bagdad

138

249

2,13

2

Ninive

65

77

1,18

3

Basra

40

117

2.93

4

Tamin

45

122

2,71

5

Misan

41

86

2,10

6

Anbar

34

71

2,09

7

Salahudin

64

68

1,06

8

Thi-Qar

29

32

1,10

9

Muthanna

35

81

2,31

10

Wasit

49

54

1,10

11

Diyala

34

36

1,06

13

Najaf

12

35

2,92

14

Kerbala

25

27

1,08

15

Qadisa

37

42

1,14

Insgesamt

686

1136

1,60

Um zu ermitteln, ob der Anstieg dieser Krankheiten tatsächlich auf die Bombardierungen zurückzuführen ist, wurden zahlreiche medizinische Studien durchgeführt. Hierfür wurden Stichproben aus der Gruppe der erkrankten Personen nach wissenschaftlichen Methoden mit gleich großen Kontrollgruppen von Personen verglichen, die nicht an diesen Krankheiten erkrankten.
Eine dieser sogenannten retrospektiven Studien behandelte zum Beispiel die Häufigkeit der Erkrankung an Krebs, sowie die Zahl der Fehlgeburten und angeborener Missbildungen. Aus allen Provinzen wurde ein bestimmter Anteil von Personen mit einer dieser Krankheiten nach einem Zufallsverfahren ausgewählt, sowie eine gleich große Kontrollgruppe. Die Tatsache, daß Personen Bombenangriffen ausgesetzt waren oder in einer bombardierten Gegend leben, wurde als wesentlicher Indikator einbezogen.

Ziel der statistischen Auswertungen war, Informationen über den Grad des Zusammenhangs der Häufigkeit von Erkrankungen und dem Ausgesetztsein von Bombardierungen zu erhalten. Bei Krebserkrankungen, Tot- und Fehlgeburten und angeborenen Mißbildungen erweist sich dieser Zusammenhang hierbei als hoch signifikant. Das heißt, eine zufällige Häufung der Erkrankungen bei den Personen, die Bombardierungen ausgesetzt waren, kann mit hoher Sicherheit ausgeschlossen werden. Die Irrtumswahrscheinlichkeit liegt hier weit unter 0,01 Prozent.
Die Tabelle zeigt die Anteile der Personen aus den beiden Gruppen, die Bombardierungen ausgesetzt waren. Wie man sieht, waren dies bei den Krebserkrankungen zum Beispiel mehr als drei mal soviele wie die, die verschont blieben. Da das Verhältnis in der Kontrollgruppe fast umgekehrt zwei zu drei ist, läßt sich feststellen, daß unter den Krebskranken letztlich mehr als sechs mal soviele Personen sind, die Bombardierungen ausgesetzt waren, wie in der Kontrollgruppe.
Dieses Verhältnis drückt auch das unterschiedliche Risiko aus, an Krebs zu erkranken, das Personen haben, die bombardiert wurden im Gegensatz zu denen die verschont blieben. Diese in der Tabelle aufgeführten “relativen Risiken” sind natürlich nur Schätzwerte. Die tatsächlichen Werte liegen mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent in den ebenfalls angegebenen Bereichen (Konfidenzintervalle).

Tabelle: Anstieg des Risikos durch Bombardierungen

 

Krankheit Gesamtzahl der Erkrankten davon Bombardierungen ausgesetzt Kontrollgruppe Relatives Risiko Konfidenzintervall Irrtumswahrscheinlichkeit
Krebs 667 519 224 6,9 5,3-8,8 <0,01%
Tot- und Fehlgeburten 1314 988 637 3,2 2,7-3,8 <0,01%
Angeborene Anomalien 752 463 318 2,2 1,8-2,7 <0,01%

Das Risiko von Tot- und Fehlgeburten erhöhte sich demnach für Personen, die direkt oder indirekt Bombardements ausgesetzt waren, um mehr als das dreifache, das von Missbildungen um mehr als doppelte. Bei Krebs stieg das Risiko sogar auf das fünf bis neunfache an. Mit anderen Worten: fünfzig Prozent aller angeborenen Anomalien, zwei von drei Tot- oder Fehlgeburten und mehr als vier von fünf Krebserkrankungen sind auf die Bombardierungen zurückzuführen.

Dies sagt natürlich noch nichts darüber aus, welchen Anteil die Uranmunition an diesem katastrophalen Anstieg hat. Allerdings gibt es viele Indizien, die auf DU-Munition als Ursache hinweisen. So stimmt die Zunahme der Erkrankungen und ihre geographische Verteilung über die Provinzen mit der Intensität der Bombardierungen mit DU-Munition überein.
Die Krebsfälle mit den höchsten Zuwachsraten sind zudem Leukämie, Lungen-, Blasen-, Haut-, und Magenkrebs, sowie bei Frauen Brustkrebs. Bei bestimmten selteneren Arten bösartiger Geschwüre, wie Teratome, Nierenkrebs, Muskelgewebesarkome, Kleinhirntumore ist der Anstieg sogar noch stärker.     Dies stimmt mit Veröffentlichungen der WHO und den Ergebnissen internationaler Studien über die Auswirkungen radioaktiver Strahlung überein.

Der Anstieg dieser Krankheiten vollzog sich innerhalb von drei Jahren nach dem Golfkrieg. Andere Arten von Krebs, wie beispielsweise Schilddrüsenkrebs, häufen sich erst zehn bis 40 Jahre, nachdem Personen radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren.
Die Häufungen von Fehlgeburten und angeborenen Missbildungen gelten in der Medizin als die Folgen radioaktiver Strahlung, die typisch sind und am schnellsten auftreten. Es gibt allerdings auch Missbildungen, die erst nach drei bis vier Generationen in Erscheinung treten. Generell sind die Langzeitwirkungen der Bombardierungen auf Mensch und Umwelt noch lange nicht abzusehen.

Die Daten sind entnommen aus dem Buch „Der Irak – ein belagertes Land„, herausgegeben von Rüdiger Göbel, Joachim Guilliard, Michael Schiffmann entnommen, PapyRossa Verlag, Köln 2001, Broschur 250 Seiten, ISBN 3-89438-223-6

Eine Studie zu Krebs- und Leukämieerkrankungen bei den 1.400 irakischen Soldaten, die im schwer bombardierten Gebiet um die südirakische Stadt Basra gewesen waren, zeigte eine erschreckende Zunahme: So gab es beispielsweise im Jahr 1991 zehn Fälle von Lymphdrüsenkrebs, im Jahr 1996 dagegen 106. Auch die Zahl der Gehirntumore stieg von einem einzigen Fall 1991 auf 40 Fälle 1996.

Standorte von Uranmunition der USA

Anniston Army Depot Anniston AL Seneca Army Depot Romulus NY
Sierra Army Depot Herlong CA McAlester Army Ammunition Plant McAlester OK
Crane Army Activity Crane IN Letterkenny Army Depot Chambersburg PA
Bluegrass Army Depot Richmond KY Red River Army Depot Texarkana TX
Hawthorne Army Depot Hawthorne NV Tooele Army Depot Tooele UT

Uranmunition-Patente

USPatent

Datum

Titel

Patentinhaber

Hinweis auf Uraninhalt

4638737 28.6.1985 Multi-warhead, anti-armor missile McIngvale(US-Army) Schwermetallsprengkopf aus Wolfram oder Uran
5691502 5.6.1995 Low velocity radial deployment with pre- determined pattern Craddock, Graves(Lockheed Martin) Objekt aus Material mit einer Dichte über 15, Tantal, Wolfram, Rhenium, Uran etc.
5542354 20.7.1995 Segmenting warhead projectile Sigler(Olin Corp, CA) enthält abgereichertes Uran und Legierungen davon
5656792 16.9.1996 Projectile Max Rentzsch, Manfred Schildknecht, Hans Strauss, Rainer Himmert (Diehl GmbH & Co) The penetrator 14, primarily due to its massive or solid head 30, possesses the required mass for piercing through the target.”
5910638 26.11.1997 High density tungsten-loaded castable explosive Spencer (US Air Force) Wolfram und andere Schwermetalle, so wie abgereichertes Uran werden verwendet
5939662 3.12.1997 Missile warhead design (Tomahawk) Bootes(Raytheon US) Sprengkopf kann abgereichertes Uran enthalten
6389977 11.12.1997 Shrouded Aerial Bombs (BLU-109-B) Schmacker(Lockheed Martin) Der eindringende Körper ist aus abgereichertem Uran geformt
6135028 14.10.1998 Penetrating dual mode warhead Kuhns(US Navy) Ein Penetrator mit Eigenschaften von abgereichertem Uran
6393991 13.6.2000 K-charge-a multi-purpose shaped charge warhead Funston(General Dynamics Ordnan-ce & Tactical Systems FL) enthält Nickel, Zink, Aluminium, Tantal, Wolfram, abgereichertes Uran, Antimon, Magnesium und ihre Legierungen.
6308634 17.8.2000 Percusor-follow throug explosively formed penetrator assembly Fong(US Army) Das Material der Wahl ist Eisen, Tantal, Kupfer oder Metalle wie Silber, Wolfram oder abgereichertes Uran